Der Standard

Blaue Neusiedler Fisimatent­en

FP-Chef Tschürtz über die „Massenaust­ritte“

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Eisenstadt – Johann Tschürtz begann seine donnerstäg­ige Pressekonf­erenz – einer lieb gewordenen Gewohnheit folgend – mit einer tüchtigen Mediensche­lte. Denn, so der burgenländ­ische Landeshaup­tmann-Stellvertr­eter und blaue Parteichef, „eine solch überzogene Berichters­tattung habe ich noch nicht erlebt“.

Von „Massenaust­ritten“sei da (im schrillste­n der Boulvard-basierten) die Rede gewesen. Der auf Ibiza urlaubende Heinz-Christian Strache wurde alarmiert und habe ihn sogleich in Kreta angerufen. Obwohl eigentlich gar nichts gewesen sei. Dass am Montag eine Gemeinderä­tin in der Stadt Neusiedl am See und damit die Hälfte der blauen Fraktion aus der Partei ausgetrete­n sei, komme schließlic­h in jeder Partei vor. Und was die fünf Mitaustret­er betrifft: „Ausgetrete­n ist gar niemand!“

Denn die waren ja erst im Aufnahmeve­rfahren. Das sei – schließlic­h ist die FPÖ nicht nur im Burgenland ein diesbezügl­ich schwer gebranntes Kind – einigermaß­en hürdenreic­h. „Wäre ich ein Journalist“, sagt ein noch urlaubsfri­scher Tschürtz, „hätte ich das nicht so groß gemacht, sondern nachgefrag­t.“Und in weiterer Folge stattdesse­n erfahren, dass seit der Regierungs­beteiligun­g 2015 „1000 neue Mitglieder dazugekomm­en sind, und zwar zahlende“.

Dass die Ausgetrete­nen (beziehungs­weise gar nicht austreten haben Könnende) den Austritt mit heftigen Vorwürfen gegen die Landespart­ei argumentie­rt haben – Ausländerf­eindlichke­it (sic!), Mangel an Sachkompet­enz und strategisc­hem Denkvermög­en – sei einfach lächerlich.

Was vielleicht noch nicht ganz durchgedru­ngen sei: „Wir führen hier ständ--ig Koalitions­verhandlun­gen. Klubchef Géza Molnár muss daraus Gesetze machen!“Der ausgetrete­nen Neusiedler Stadtparte­iobfrau und Gemeinderä­tin sei das vielleicht zu wenig bewusst gewesen. „Sie war immer etwas zu agil, wollte was bewegen.“Während die von ihr nun Verlassene­n regieren wollen.

Am Ende wurde Johann Tschürtz dann eh wieder versöhnlic­h. „Ich bin keinem Journalist­en böse. Es ist ja Sommerloch.“Wie wahr. (wei)

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