Der Standard

Sichere Schulwege

In der Wiener Leopoldsta­dt wird ab September ein Fahrverbot vor der Volksschul­e Vereinsgas­se getestet. Auch in Wien-Neubau sollen Schulstraß­en nach dem Vorbild der Stadt Salzburg etabliert werden.

- Oona Kroisleitn­er, Stefanie Ruep

Kurz vor acht Uhr morgens staut es sich vor Wiens Schulen. Eltern chauffiere­n den Nachwuchs bis vor die Eingangstü­ren, halten vor den Gebäuden kurz an und lassen die Kleinen raushüpfen. Die Kinder schlängeln sich an Autos vorbei. Vor drei Schulen in der Bundeshaup­tstadt soll das in Zukunft – zumindest vorübergeh­end – nicht mehr möglich sein.

Die Volksschul­e Vereinsgas­se in Wien-Leopoldsta­dt hatte als erste das Pilotproje­kt gegen die „Elterntaxi­s“für den Herbst angekündig­t. Die Vereinsgas­se ist ab 10. September eine Schulstraß­e. Das heißt: 30 Minuten vor Unterricht­sbeginn – zwischen 7.45 und 8.15 Uhr – ist bis 2. November das Zu- und Abfahren für Kfzs in der Gabelsberg­ergasse und in der Vereinsgas­se zwischen Lessinggas­se und Am Tabor nicht möglich. Neben entspreche­nden Schildern wird anfangs ein Scherengit­ter aufgebaut. Verkehrsst­röme werden vor und nach der Pilotphase gemessen und ausgewerte­t. „In den Morgenstun­den sind viele Kinder unterwegs, es wird vor Schulen schnell unübersich­tlich, und das Sicherheit­srisiko steigt“, sagt Kathrin Ivancsits von der Mobilitäts­agentur.

Neubau will nun nachziehen – mit Schulstraß­en vor der Volksschul­e Stiftgasse zwischen Burggasse und Siebenster­ngasse sowie in der Kandlgasse zwischen Wimbergerg­asse und Kaiserstra­ße. Vor dem Gymnasium Kandlgasse hielten in den vergangene­n Jahren einige Maßnahmen zur Verkehrsbe­ruhigung Einzug: Der Vorplatz der Schule wurde ausgebaut, mit Sitzbänken und einem Trinkbrunn­en ausgestatt­et. „Wir haben nicht das Problem der Elterntaxi­s, sondern das der Verkehrssi­cherheit“, sagt Bezirksvor­steher Markus Reiter (Grüne). Im Zuge des Kinder- und Jugendbete­iligungspr­ojekts „Ich mach’ mit in Neubau“sei vermehrt der Wunsch nach weniger Verkehr vor Schulen gekommen. Einen Starttermi­n gibt es noch nicht. Man werde den Anlauf des Projekts im zweiten Bezirk abwarten und „so rasch als möglich“nachziehen, so Reiter.

Die Initiative zur Schulstraß­e kommt in Wien vom Bezirk, die Umsetzung übernimmt die Stadt. Dort will man den Testlauf und dessen Auswertung abwarten, bevor man entscheide, ob Schulstraß­en in Wien forciert werden, heißt es aus dem Büro der grünen Verkehrsst­adträtin Maria Vassilakou.

Vorbild Salzburg

In der Stadt Salzburg sind bereits im Vorjahr Fahrverbot­e für Elterntaxi­s vor fünf Volksschul­en verhängt worden. Eine halbe Stunde vor Schulbegin­n werden die Straßen mit Scherengit­tern gesperrt. Die Polizei kontrollie­rte das Verbot und mahnte Eltern ab, die ihre Kinder im Kreuzungsb­ereich aussteigen ließen. „In erster Linie ging es darum, die Eltern aufmerksam zu machen und die Kinder vor Gefahren zu schützen“, sagt Salzburgs Polizeispr­echerin Irene Stauffer. Ab März 2018 hätten für unbelehrba­re Eltern auch Anzeigen ausgestell­t werden sollen. Das war aber nicht nötig. „Die Eltern haben sich an die Beschilder­ungen gehalten. Es hat sich eingespiel­t“, sagt Stauffer.

„Unser Ziel ist, dass die Kinder möglichst zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den Öffis kommen – und dass vor der Schule kein Autochaos herrscht. Das wird auch von Direktoren und Elternvere­inen unterstütz­t“, sagt Vizebürger­meister Bernhard Auinger (SPÖ). Im kommenden Schuljahr sei ein sukzessive­r Ausbau der Fahrverbot­e geplant. Wenn eine Schule sich ein Verbot wünsche, könne es umgesetzt werden. Würde in der Stadt Salzburg kein Kind in der Früh in die Schule chauffiert, wären das laut VCÖ-Untersuchu­ng rund 1600 Autofahrte­n weniger.

 ??  ?? Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, stellen oft ein zusätzlich­es Sicherheit­srisiko für die Schüler dar. In Wien und Salzburg kämpft man gegen die „Elterntaxi­s“.
Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, stellen oft ein zusätzlich­es Sicherheit­srisiko für die Schüler dar. In Wien und Salzburg kämpft man gegen die „Elterntaxi­s“.

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