Häuserbegrünungen sollen Wien beim Abkühlen helfen
In Straßenzügen mit Fassadenbegrünung ist die gefühlte Temperatur um bis zu 13 Grad Celsius niedriger
Wien – Am Mittwochnachmittag wurde in der Wiener Innenstadt erstmals in diesem Sommer die 35Grad-Marke überschritten. Nach Sonnenuntergang gab es statt Abkühlung die 17. Tropennacht in Folge. Die Hitze ist nicht nur lästig, sondern kann gesundheitsschädlich sein und wird durch die städtische Architektur verstärkt. Asphalt oder Beton heizen sich auf, speichern Wärme und geben sie nur langsam wieder ab. Wien will nun mit Gebäudebegrünungen diese Hitzeinseln verhindern.
Ein Zielgebiet ist Favoriten. Im Areal zwischen Quellenstraße, Absberggasse und Gudrunstraße sollen bis 2022 rund 50 Häuser begrünt werden, hieß es am Donnerstag bei einem Pressetermin vonseiten der Umweltschutzabteilung (MA 22). Im Bezirk gebe es zwar große Grünflächen wie den Laaer Wald oder den Wienerberg, sagte Vorsteher Marcus Franz (SPÖ), aber im dicht verbauten Gebiet gebe es viele Straßen, in denen kein einziger Baum steht.
Für das Projekt wird mit der Expertenplattform „Grünstattgrau“kooperiert. Im Experimentierlabor „Mugli“vor dem Wiener Hauptbahnhof gibt es zudem In- formationen über Bepflanzungsmöglichkeiten und Kosten. Das Start-up wird von der öffentlichen Hand gefördert und arbeitet mit privaten Partnern zusammen.
Bis zu 13 Grad Celsius niedriger ist die gefühlte Temperatur in einem Straßenzug mit Fassadenbegrünung, informierte Vera Enzi, eine der beiden Geschäftsführerinnen von Grünstattgrau. Mehr Grün wirke auch gegen Feinstaubbelastung und trockene Luft.
Für Neubauprojekte gibt es bereits Vorschriften: In Stadtentwicklungsgebieten müssen Flachdächer so gut wie immer begrünt werden. Bei Umgestaltungen des öffentlichen Raums müssen 40 Prozent der Fläche durch Bäume beschattet werden. Im verbauten Stadtgebiet mit viel Altsubstanz ist man aber eingeschränkter.
Hitzefrei für Fiakerpferde
Die Hitze setzt nicht nur den Menschen zu: Am Mittwoch und Donnerstag hatten wetterbedingt die Fiakerpferde in Wien und Salzburg zeitweise hitzefrei. Denn nach den geltenden Bestimmungen dürften die Kutscher und ihre Pferde ab 35 Grad Celsius nicht mehr arbeiten. Bei Verstößen dro- hen Strafen von 140 bis 3500 Euro. Dieses Verbot wurde seit Inkrafttreten 2016 zuvor erst einmal schlagend: Am 1. August 2017 wurden in der Wiener Innenstadt 35,4 Grad gemessen.
Am Freitag soll es abkühlen: Eine von vielen herbeigesehnte Kaltfront überquert Österreich. Es kann zu kräftigen Gewittern kommen. Am Samstag und Sonntag herrscht wieder Sommerwetter, mit 24 bis 31 Grad. Die Luft fühlt sich aber deutlich frischer an, und in den Nächten kühlt es auf 18 bis 13 Grad ab. (july)