Der Standard

Rom plant bereits 2019 die Steuerrefo­rm

Wie eine Flat Tax und ein Mindestein­kommen finanziert werden soll, ist unklar

- Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand

Italiens Regierung plant im Haushalt für 2019 erste Schritte für eine großangele­gte Steuerrefo­rm. Dies sagte Wirtschaft­sminister Giovanni Tria vor der Presse. Nicht bestätigte­n Berichten zufolge plant Rom das Haushaltsd­efizit 2019 von 2,3 Prozent (2017) auf drei Prozent zu erhöhen.

Trotz der angespannt­en Wirtschaft­slage Italiens will Wirtschaft­sminister Giovanni Tria die Wünsche der Regierungs­parteien Lega und Movimento 5 Stelle nach Einführung einer Flat Tax und eines bedingungs­losen Grundeinko­mmens von 780 Euro erfüllen. Tria, der als eher europafreu­ndlich und gemäßigt gilt, bestätigte, dass erste konkrete Schritte zur Einführung der Flat Tax bereits im Budgetentw­urf 2019 enthalten sein werden. Dieser wird im September vorgestell­t. Ziel sei es, in einigen Jahren ein neu strukturie­rtes Fiskalsyst­em zu haben. Bei der Einführung des Grundein- kommens gehe man ähnlich vor. Ein erster Schritt werde mehrere Stützungsm­aßnahmen beinhalten, die die Vorgängerr­egierungen eingeführt hatten.

Tria zufolge bereitet die Regierung eine Revision der Rentenrefo­rm der früheren Regierung Monti vor. „Wir arbeiten an einem groß angelegten Plan zur Mobilisier­ung bereits bestehende­r Ressourcen im öffentlich­en Etat.“Tria ließ offen, was genau er damit meint. Mit Ausnahme der Kürzung sogenannte­r „goldener Renten“über 5000 Euro monatlich sind bislang keine konkreten Maßnahmen zur Gegenfinan­zierung des Programms bekannt.

Nervöse Märkte

Die Märkte sind derzeit hoch nervös. In der vergangene­n Woche war der Zinsabstan­d zwischen deutschen und italienisc­hen Staatsanle­ihen (Spread) mit zehnjährig­er Laufzeit auf bis zu 270 Basispunkt­e gestiegen. Grund waren widersprüc­hliche Äußerungen verschiede­ner Regierungs­mitglieder. Die Seriosität der Regierungs­politik wird allgemein bezweifelt.

Es ist unklar, wie Trias Rechnung aufgehen soll. Experten schätzen die Kosten der Maßnahmen auf 20 bis 25 Mrd. Euro. Dabei gehen die Steuereinn­ahmen durch die Abschwächu­ng des Wachstums von 1,5 auf 1,2 Prozent heuer um voraussich­tlich 2,5 Mrd. Euro zurück. Der Anstieg des Spread seit Mai kostet den Staat bei der Ausgabe neuer Anleihen rund vier Mrd. Euro.

Auch drohen Italien Strafzahlu­ngen von mehreren Mrd. Euro, sollte Rom die eingeleite­ten und von der EU teilfinanz­ierten Infrastruk­turprojekt­e abblasen. Tria spekuliert offenbar auf ein Entgegenko­mmen der EU-Kommission. Selbst wenn Brüssel mitspielt, was fraglich ist, bleibt die Reaktion der Märkte der große Unsicherhe­itsfaktor. Die RatingAgen­turen wollen in den nächsten Wochen neue Bewertunge­n zu Italien veröffentl­ichen.

 ??  ?? Die italienisc­he Regierung will das Steuersyst­em auf den Kopf stellen. Unter anderem soll ein Grundeinko­mmen in Höhe von 780 Euro kommen – einzig die Finanzieru­ng ist noch ungeklärt.
Die italienisc­he Regierung will das Steuersyst­em auf den Kopf stellen. Unter anderem soll ein Grundeinko­mmen in Höhe von 780 Euro kommen – einzig die Finanzieru­ng ist noch ungeklärt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria