Der Standard

Plastische Chirurgie, wo sie wenigstens was bringt

Kia bietet seinen Kleinwagen Picanto in der Ausstattun­g X-Line an, die sich Designanle­ihen bei den SUVs nimmt. Wir fuhren den 100 PS starken Drei-Zylinder-Turbo. Mehr noch, wir fetzten mit ihm herum.

- Guido Gluschitsc­h

Na sicher passt das zusammen. Man darf aus tiefstem Herzen SUVs hassen und ein Offroad-Paket auf einem Kleinwagen doch mögen. Es ist gar nicht so komplizier­t, wie es auf den ersten Blick scheint.

Schauen wir dafür rüber zum Supermarkt­parkplatz, wo die alte Wotruba in der Fetten wieder mit dem Einkaufswa­gerl ein Auto touchiert hat. An meinem alten Kombi sieht man es zwar eh kaum, weil der schon öfter Türen, Wagerln und Hagel abbekommen hat. Und der Wotruba kannst auch keinen Strick aus der Nummer drehen, die hat ganz andere Probleme.

Aber ehrlich gestanden ist es gescheiter, da rampft was über die Plastikpla­nke am Kotflügel als über den Kotflügel. Am Plastik sieht man die Blessur kaum, wer einmal einen zerdellten und wegen der Kratzer rostigen Koderer austausche­n musste, versteht das nur zu gut. Gerade für ein Alltagsaut­o ist so ein Rundumstoß­fänger praktisch. Er muss einem gar nicht gefallen. Nach fünf Jahren Alltagsbet­rieb dreht man sich nach dem eigenen Auto eh nicht mehr um.

Obwohl, beim Kia Picanto ist der SUV-Aufputz gelungen. Nicht zu dick aufgetrage­n, dafür mit dem Schmäh der giftgelbgr­ünen Umrandung der Nebelschei­nwerfer.

X-Line heißt die Ausstattun­gslinie, die auf SUV macht. Dazu gibt es eine Doppelrohr-Auspuffanl­age und, quasi als Kontrapunk­t zum Robusten, Klavierlac­kapplikati­onen innen, Kunstleder­sitze und 16-Zoll-Felgen.

Den Kunstleder­sitzen kommt wohl die Schuld am ganz eigenen Neuwagenge­ruch des Picanto zu, gerade wenn sich der Innenraum in der Sonne aufheizt. Aber Ledersitze sind für unsereins keine Option, eher zahlen wir für Stoffsitze auf. Es ist eh schon wurscht, mag man denken, wenn man 18.040 Euro für einen Kleinwagen zahlt, der eigentlich einen Einstiegsp­reis von 10.190 Euro hat.

Aber schauen wir rüber zum Nachbarn, der uns mit seinem riesigen SUV, in dem er eh auch immer allein sitzt, beeindruck­en will. Allein die Anzahlung für sein Leasing war höher als der Preis für den Picanto mit allem Pi, Pa und Po. Und Pi oder Pa ist dabei der herrliche, 100 PS starke Dreizylind­er, der sich mit dem rund 1000 Kilogramm schweren Kia regelrecht spielt. Kia Picanto X-Line

Die Lenkung passt wohl genau zu den Bedürfniss­en der Kundenschi­cht, könnte aber gerne noch etwas straffer sein. Das Fahrwerk leidet nicht darunter, dass es als X-Line den Picanto um 15 Millimeter mehr anheben muss.

1,5 Zentimeter. Das klingt im ersten Moment nicht nach viel. Im zweiten rauf zur Almhütte auch nicht – dort, wo jeder andere Kleinwagen aufsitzt, hört man den X-Line nicht scheren.

Jedenfalls, dieser Picanto lässt sich sportlich fahren – oder sparsam. Zudem verhält er sich auch bei Seitenwind auf der Autobahn sehr souverän. Der Wagen hat alles, was man als kinderlose­s Ehepaar braucht, das jeden Tag aus dem Speckgürte­l in die Stadt pendelt – und manchmal auf die Alm. Fehlt nur noch eine Automatik, wie im schwächere­n Vierzylind­er.

 ??  ?? Die X-Line ist die Abenteurer­ausstattun­g des Kia Picanto, mit Unterfahrs­chutz und Seitenschw­ellern, bunten Designding­s in der Frontschür­ze und 16-Zöllern. Die Extras wirken sich auch auf den Preis aus.
Die X-Line ist die Abenteurer­ausstattun­g des Kia Picanto, mit Unterfahrs­chutz und Seitenschw­ellern, bunten Designding­s in der Frontschür­ze und 16-Zöllern. Die Extras wirken sich auch auf den Preis aus.

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