Die verbrennt die Verbrenner
Die Zero S ist ein E-Motorrad und eine Macht – in der Stadt
Wien – Rote Ampel. Der lässige Typ mit dem Crosshelm auf dem Roller mit dem lauten Auspuff stellt sich nicht einfach neben uns hin, sondern eine halbe Rollerlänge weiter vorn. Machtdemonstration. Er hält die zierliche Zero S wohl für ein besseres Moped. Dass sie lautlos dasteht, merkt er ob der Plopperei aus seinem Akrapovič gar nicht.
Bei der nächsten roten Ampel muss er wieder von hinten aufschließen. Er würdigt das Gespann aus E-Motorrad und altem Mann noch immer keines Blickes. Aber um sich nicht ein zweites Mal die Schmach zu geben, lauter und langsamer zu sein, bleibt er jetzt weiter hinten stehen.
Gegen die Zero S, ein E-Motorrad aus Kalifornien, ist in der Stadt kein Kraut gewachsen. 300er-Roller werden gnadenlos stehen gelassen. Verantwortlich dafür sind weniger die 60 PS Leistung – umgerechnet in Badewannen sind das 45 kW –, sondern schuld ist das Drehmoment von 110 Nm. Echte Motorräder, die, wegen eines satten Drehmoments, ebenfalls halbwegs gut antauchen, sind in der Regel so fett, dass sie zwischen den Kolonnen steckenbleiben – wo die samt Akku 185 kg schwere Amerikanerin noch locker durchzwitschert. Bei niedrigen Geschwindigkeiten klingt der Antrieb wie eine Horde psychedelischer Vögel.
Noch ein paar Fakten: In nicht einmal zehn Stunden ist der Akku an einer normalen Schuko-Steckdose (zehn A) geladen und soll dann für eine Strecke von fast 300 Kilometern in der Stadt reichen, gibt Zero für die S mit dem 14,4-kWh-Akku an. Die Reichweite auf der Armatur der vollgeladenen Test-Zero spricht indes gerade einmal von etwas mehr als 160 Kilometern.
Da lacht uns der Roller dann natürlich wieder aus. Und ein echtes Motorrad lässt uns auch stehen, wenn es einmal flotter als 153 km/h schnell werden darf.
Nutzt man die Zero S zum Pendeln einer Strecke von etwa 30 Kilometern, wird man mit ihr der glücklichste Mensch der Welt sein und sich nach keinem Roller mehr umdrehen. Aber mit einem konventionell angetriebenen Eisen, um ebenfalls 16.120 Euro, sollte man die Zero nicht vergleichen. Nicht wegen der Reichweite oder dem TopSpeed. Wie wir das schon von E-Auto-Pionieren kennen, ist auch hier der Antrieb hervorragend, der ganze Rest aber entrisch.
Das beginnt bei den verarbeiteten Materialien, die in erster Linie leicht sind, zieht sich über eine eigenwillige Sitzposition bis hin zu den Bremsen, die nicht nur deshalb an die 1990er-Jahre erinnern, weil sie kein ABS haben. (glu)