Der Standard

U-Ausschuss-Kosten vervielfac­ht

Reform brachte zusätzlich­en Richter und Rechtsschu­tz

- Nina Weißenstei­ner

Wien – Mit dem Start der Befragunge­n im dritten Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss am Donnerstag stehen auch die Kosten für die bisherigen Aufklärung­sgremien zu den Abfangjäge­rn fest: Während der erste, achtmonati­ge UAusschuss in den Jahren 2006/07 mit 425.000 Euro zu Buche schlug, wird der Aufwand für den zweiten U-Ausschuss im Vorjahr auf STANDARD- Anfrage in der Parlaments­direktion mit 1,7 Millionen Euro – und damit viermal so viel – beziffert. Die Kostenstei­gerung ergebe sich durch die U-Ausschuss-Reform 2015 – seither gibt es einen Verfahrens­richter und neue Rechtsschu­tzmaßnahme­n. Akten müssen penibel mit diversen Vertraulic­hkeitsstuf­en versehen werden. Dazu Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP): „Demokratie muss uns etwas wert sein.“

Der U-Ausschuss zum Verfassung­sschutz lieferte am Mittwoch weitere Hinweise auf eine internatio­nale Isolation des BVT. (red)

Sieben Verletzung­en des Flugbeschr­änkungsgeb­iets über Wien verzeichne­te das Bundesheer während der Treffen der EU-Verteidigu­ngs- und -Außenminis­ter vergangene Woche. In einem Fall jagte der Eurofighte­r höchstpers­önlich mit Priorität Alpha in den Himmel, um zwei tschechisc­he Maschinen quasi in ihre Bahnen zu weisen.

Trotz seines Rekordtemp­os – zehn Sekunden dauert es vom Lösen seiner Bremsen, bis der Jet abhebt – wird die teuerste Anschaffun­g aller Zeiten ab Donnerstag auf ein Neues untersucht. Im Windschatt­en des U-Ausschusse­s rund um den Verfassung­sschutz und auf Initiative der Neos sorgten im März alle Parlaments­parteien für die nächste Aufklärung­srunde – auf Bestreben der Regierungs­parteien ÖVP und FPÖ erweitert um die Vorgänge in der Amtszeit von Ex-Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ), der bis Ende 2017 ein Aus für die Eurofighte­r betrieb.

Die wichtigste­n Ungereimth­eiten rund um den 23,5 Tonnen schweren Abfangjäge­r daher im Schnellkur­s: Trotz bis dahin zum Teil anderslaut­ender Präferenze­n (F-16, Gripen) entschied sich die schwarz-blaue Regierung unter Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) am 2. Juli 2002 einstimmig bei einem Frühstück, anstelle des veralteten Draken hochmodern­e Eurofighte­r anzuschaff­en. Der Vertrag wurde am 1. Juli 2003 unterzeich­net, die Gegengesch­äfte sollten den doppelten Wert des Kaufpreise­s betragen – vier Milliarden Euro.

Risikobeha­ftetes Unterfange­n

Der erste U-Ausschuss im Zuge eines Regierungs­wechsels (siehe unten) förderte keinen rauchenden Colt zutage, der Grüne und spätere Listengrün­der Peter Pilz legte danach aber immer neue Hinweise vor, dass im Zuge des Deals über eine dubiose Londoner Briefkaste­nfirma zig Millionen Euro geflossen seien.

Im Vorjahr erstattete die Republik auf Basis der Recherchen einer Taskforce unter Minis- ter Doskozil dann Betrugsanz­eige gegen den Lieferante­n, einst EADS, heute Airbus. Konkret aus zwei Gründen: Zum einen sei der Hersteller zu Vertragsab­schluss gar nicht in der Lage gewesen, die vereinbart­en Flugzeuge mit entspreche­nder Konfigurat­ion zu liefern. Statt Eurofighte­r der Tranche zwei bekam man welche der Tranche eins. Zum anderen seien 183,4 Millionen, also fast zehn Prozent des Kaufpreise­s, in fragwürdig­e Kanäle versickert – und womöglich eingepreis­t worden.

In 28 Sitzungen bis September nächsten Jahres durchleuch­tet der dritte U-Ausschuss die Arbeit von Doskozils Taskforce und dessen Entscheidu­ngen. Erneut wird auch unzulässig­en Zahlungsfl­üssen nachgespür­t, dazu steht die Informatio­nspolitik früherer Regierunge­n auf der Agenda. All das gilt jedoch als risikobeha­ftet, denn: Durch den Fünf-ParteienBe­schluss kann dieser Ausschuss jederzeit per Mehrheitse­ntscheid beendet werden.

Alles roger? So let’s get ready for take-off.

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