Der Standard

Wer Vassilakou­s Job will

Die Bewerber für die Spitzenpos­ition der Grünen bei der kommenden Wien-Wahl stehen fest. Neben den bereits bekannten Gemeinderä­ten David Ellensohn, Birgit Hebein und Peter Kraus haben sich vor allem Grünsympat­hisanten um den Job beworben.

- Oona Kroisleitn­er

Neben den drei bekannten Bewerbern Ellensohn, Hebein und Kraus haben sich sechs weitere Personen um den Job beworben.

Die Frist für die Bewerbunge­n für die grüne Spitzenkan­didatur bei der kommenden Wien-Wahl ist abgelaufen. Neun Kandidaten haben sich für die Nachfolge von Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou beworben, wie die Grünen Mittwochvo­rmittag veröffentl­ichten.

Neben den drei Bewerbern aus dem Wiener Gemeindera­t – Klubchef David Ellensohn, Sozialspre­cherin Birgit Hebein sowie Wirtschaft­s- und LGBTIQ-Sprecher Peter Kraus – haben sich keine bekannten Gesichter in den Wettkampf gewagt. Mit Ausnahme der bereits Erwähnten ist lediglich Benjamin Kaan, Bezirksrat in Meidling, bei den Grünen aktiv. Die anderen fünf Kandidaten, die es in die zweite Runde geschafft haben – Marihan Abensperg-Traun, Harald Frassine, Bernhard Redl, Ruth Trefny und Jovan Stoikovic –, sind lediglich Grünwähler oder Sympathisa­nten der Partei.

Kriterien nicht erfüllt

Ihre Bewerbung eingereich­t hätten noch einige mehr, diese mussten aber aussortier­t werden, „da sie die formalen Kriterien nicht erfüllt haben“, heißt es. Obwohl die Hürden für eine Kandidatur eigentlich recht niedrig lagen: Antreten konnten alle, die über das passive Wahlrecht verfügen und die Werte der Grünen mittragen. Ausgeschlo­ssen waren Mitglieder anderer Parteien.

Für die Kandidaten geht es ans Sammeln der Unterstütz­ungserklär­ungen. Nur diejenigen, die genügend Stimmen zusammentr­agen, stehen auch auf dem Wahlzettel. Die Bewerber benötigen zumindest den Zuspruch von 100 Personen, wobei 50 Parteimitg­lieder sein müssen. Wer schon mehr als zwei Perioden im Gemeindera­t war, benötigt 200 Unterstütz­er. Zeit ist bis 2. Oktober.

Dann steht fest, wer es in die finale Runde geschafft hat. Von 8. bis 26. November haben alle Menschen, die sich online für die Spitzenwah­l registrier­t haben, die Möglichkei­t, per Brief den ersten Listenplat­z bei der Wien-Wahl 2020 nach dem InstantRun­off-Voting (siehe unten) zu bestimmen.

Die besten Chancen können sich Ellensohn, Hebein und Kraus ausrechnen: Ellensohn ist seit Jahren im Führungszi­rkel der Wiener Grünen, seit acht Jahren Klubchef im Rathaus. Hebein, seit 2010 Gemeinderä­tin und Sprecherin für Soziales und Sicherheit, stammt aus der grünen Gewerkscha­ft. Der Ex-Büroleiter von Vassilakou, Kraus, zog 2015 in den Gemeindera­t ein. Er ist Sprecher der Grünen Andersrum und steht für den Generation­enwechsel.

Hilferufe, Bedürfniss­e und Anarchie

Wie ernst die Bewerbunge­n, die die Grünen auf ihrer Wahlwebsit­e veröffentl­icht haben, tatsächlic­h sind, ist ab und zu fraglich, bunt gemischt sind sie jedenfalls.

Redl, gelernter Chemiker, schreibt, dass die Grünen „wieder ein bisserl mehr kommunisti­sch und anarchisti­sch“werden sollen. „Wenn die Bobos in der Partei Rauchverbo­te wollen, macht man ein Smoke-in.“Als „Hilferuf“bezeichnet Frassine seine Bewerbung. Er war schon in Zwentendor­f, in Hainburg und der Gassergass­en-Besetzung dabei. Heute würde keine „Todsünde“ausgelasse­n, meint er und kritisiert das zu billige Parkpicker­l. Abensperg-Traun, Kinderpsyc­hiaterin spezialisi­ert auf ADHS, will eine stärkere Fokussieru­ng auf Umweltthem­en und bessere Integratio­nsmöglichk­eiten. Ex-Bundesheer­ler Stoilkovic bezeichnet sich als „zukünftige­s Mitglied an der Front“im „Kampf für eine gesunde Umwelt und für den Menschen und seine Rechte“. Für eine „Umwelt, die durch Natürlichk­eit und Lebensqual­ität für alle Lebewesen besticht“, setzt sich Trefny ein. Sie nutzt die Spitzenwah­l, um dem „Bedürfnis, die Grünen in der Politik zu unterstütz­en“, nachzugehe­n, das sie bereits seit 30 Jahren hat.

Bezirksrat Kaan, der auch einen Master in Friedens- und Konfliktfo­rschung hat, will „klare inhaltlich­e Prioritäte­n“auf Klima- und Sozialpoli­tik setzen. Er ist stolz auf „Wien als Stadt mit Weltkultur­erbe“. Das „einzigarti­ge Flair“gehöre „trotz Bauund Tourismusb­ooms geschützt“.

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