Der Standard

ZITAT DES TAGES

Dominic Thiem hat sein erstes „episches“Match auf spektakulä­re Weise verloren. Rafael Nadal gewann das Viertelfin­ale der US Open nach 4:49 Stunden im Tiebreak des fünften Satzes und sagte: „Dominic hat einfach alles.“

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„Tennis kann grausam sein.“

Tennisass Dominic Thiem unterlag Rafael Nadal spektakulä­r im Viertelfin­ale der US Open

Am Ende fielen sich die beiden Helden der Nacht in die Arme, als müssten sie sich gegenseiti­g stützen. In diesem Moment um 2.03 Uhr Ortszeit in New York war nicht mehr zu unterschei­den, wer das Halbfinale der US Open erreicht hat und wer geschlagen heimfahren muss. Rafael Nadal hielt Dominic Thiem, und Dominic Thiem hielt Rafael Nadal. Der kitschige Abschluss einer Partie, die keinen Verlierer verdiente. „Tennis“, sagte Thiem, „kann grausam sein.“

4:49 Stunden lang hatten sich die Rivalen in einer tropischen Sommernach­t gegenseiti­g über den Platz gescheucht, eingerahmt von 24.000 staunenden Fans auf den steilen Tribünen der überdimens­ionalen Arthur-Ashe-Arena. „Domi hat alles dafür getan, das Match zu gewinnen, und ich auch“, sagte Nadal, der in Flushing Meadows nie zuvor so lange auf dem Platz gestanden war: „Am Ende war es auch eine Frage des Glücks, und das hatte ich auf meiner Seite. Dominic hat einfach alles.“Ein verschlage­ner Smash des 25-jährigen Niederöste­rreichers war der Abpfiff des Viertelfin­ales, das an Dramatik, Spannung und Wendepunkt­en kaum zu überbieten war. Nach einem kapitalen Fehlstart und einem mentalen wie physischen Kraftakt gewann der 32-jährige Nadal 0:6, 6:4, 7:5, 6:7 (4), 7:6 (5). „Es war ein großartige­s Match und eine großartige Atmosphäre“, sagte der Spanier, und Thiem meinte: „Daran werde ich mich für immer erinnern.“In Punkten siegte Thiem übrigens mit 171 zu 165, aber das ist wirklich nur schnöde Statistik.

Aufwachpha­se

Wie lange Nadal die Auswirkung­en des Epos verfolgen werden, wird das Halbfinale am Freitag gegen den Argentinie­r Juan Martin del Potro zeigen. „Es ist gut, dass ich jetzt zwei Tage Pause habe“, sagte der Titelverte­idiger. „Das gibt mir die Chance, wieder bei 100 Prozent zu sein.“Mit weniger wird es Nadal wohl auch kaum ins Endspiel schaffen, gegen Thiem hatte er zu Beginn so viele Probleme, dass sich die Fans verwundert die Augen rieben. „Thiem macht das mit Nadal, was Nadal sonst mit seinen Gegnern macht“, stellte der viermalige USOpen-Sieger John McEnroe beim TV-Sender ESPN fest. 24 Minuten lang nahm der Herausford­erer den Champion nach allen Regeln der Tenniskuns­t auseinande­r, so wie es Nadal gegen Thiem teilweise im French-Open-Finale im Juni getan hatte. „Ich habe nur gedacht: Wach auf“, berichtete Nadal später. Und er erwachte. Thiem seinerseit­s wusste natürlich, „dass es so nicht weitgehen kann“.

Nadal kennt sich mit Marathonma­tches bestens aus. „Jetzt ist eines mehr darunter“, sagte er: „Ich mag dieses Gefühl, auch wenn ich mich gleichzeit­ig müde fühle.“Für Thiem war der Krimi, der nicht ganz an das längste Spiel der US-Open-Geschichte im Jahr 1992 zwischen Stefan Edberg und Michael Chang (5:26 Stunden) heranreich­te, dagegen ein neues Gefühl. „Das war das erste epische Match, das ich je gespielt habe. Ich hatte schon einige gute Matches, aber kein so langes gegen einen der ganz Großen auf der GrandSlam-Bühne.“Und obwohl er den letzten Punkt verloren hatte, war Thiem „glücklich“über die Erfahrung. Er hoffe, dass er und Nadal noch viele dieser Matches bestreiten werden. Dann aber: „mit einem anderen Ende“. Die Bilanz lautet nun 3:8.

Thiem begann noch in New York mit dem Wundenleck­en, negative Langzeitfo­lgen schließt er aus. „Im Gegenteil. Nach drei Tagen werde ich auf das Match zurückblic­ken und es genießen, wenn ich die Highlights anschaue.“Ab 14. September spielt er in Graz auf Sand Davis Cup gegen Australien, Thiem freut sich darauf. „Es wird geil, ich bin fit und in Form.“Als weitere Saisonziel­e nannte er das Turnier in Wien und die Qualifikat­ion fürs Masters. Trainer Günter Bresnik sagte: „Er hat den ultimative­n Test bestanden. Nur das Ergebnis passte nicht.“(red, sid, APA)

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Sieger Nadal tröstet Verlierer Thiem. Ein Unentschie­den wäre gerechter gewesen, aber das gibt es im Tennis nicht.

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