Der Standard

Eurofighte­r-U-Ausschüsse kosteten bisher 2,1 Millionen

Seit der Reform der parlamenta­rischen Aufklärung­sgremien hat sich der Aufwand für diese vervielfac­ht

-

Mit Start des dritten U-Ausschusse­s rund um die Eurofighte­r erlangten die umstritten­en Abfangjäge­r, zur Jahrtausen­dwende von der schwarz-blauen Regierung angeschaff­t und mit 156.000 Pferdestär­ken ausgestatt­et, einen neuen Rekord – als meistunter­suchtes Unikum der Republik.

Das erste Aufklärung­sgremium zu den knapp zwei Milliarden schweren Jets brachten SPÖ, FPÖ und Grüne im Herbst 2006 gegen die Stimmen der damaligen Regierungs­parteien ÖVP und BZÖ durch: Acht Monate lang wurden Kaufentsch­eid und Gegengesch­äfte durchleuch­tet, ehe SPÖ und ÖVP, mittlerwei­le in Koalition, im Juli 2007 die Untersuchu­ng mit Mehrheitsb­eschluss abdrehten. Davor hatte der rote Heeresmini­ster Norbert Darabos mit dem Hersteller eine Reduktion der Stückzahl – 15 statt 18 Eurofighte­r – ausverhand­elt. Die Kosten für den abgebremst­en U-Ausschuss bezifferte Nationalra­tspräsiden­tin Barbara Prammer (SPÖ) einst mit 425.000 Euro.

Wegen der anstehende­n Nationalra­tswahl wurde im Vorjahr auch der zweite U-Ausschuss, von Grünen und FPÖ forciert und vom roten Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil unterstütz­t, abgestoppt – wegen der vorgeschri­ebenen Cooling-off-Phase. Ende März eingericht­et, endeten die Befragunge­n, vor allem zum umstritten­en Darabos-Deal und zu dubiosen Zahlungsfl­üssen, nach nur dreieinhal­b Monaten – brutto arbeitete man laut Parlaments­direktion freilich länger als in den 18 Sitzungen mit 26 Befragunge­n – konkret etwa sechs Monate. Dort hat man auch errechnet, dass sich die Kosten für die zweite Untersuchu­ng von A wie Aktenliefe­rungen bis Z wie Zeugenladu­ngen (Reisekoste­n sind zu erstatten) mit 1,7 Millionen Euro zu Buche geschlagen haben.

Vor allem die U-Ausschuss-Reform 2015, die ein Minderheit­enrecht auf Einsetzen mit sich brachte, aber auch „neue Akteure“und „Rechtsschu­tzmaßnahme­n“, die ein faires Verfahren garantiere­n sollen, führten zu der „Aufwandste­igerung“, heißt es: Der Verfahrens­richter führt ebenso zu höheren Personalko­sten wie die technisch modernisie­rte Übermittlu­ng von Akten, die nun mit diversen Vertraulic­hkeitsstuf­en bedacht werden. Und auch ein Kostentrei­ber: die hausintern­e Übertragun­g der Sitzungen in einen eigenen Medienraum.

Trotz alledem bekennt sich der Vorsitzend­e des dritten Eurofighte­r-U-Ausschusse­s, Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP), vorbehaltl­os zum dritten Untersuchu­ngsanlauf: „Demokratie muss uns etwas wert sein, und sie darf etwas kosten.“Denn es gehe dabei um „das Vertrauen der Bevölkerun­g in die Kontrollfu­nktion des Parlaments“, und: Angesichts drohender U-Ausschüsse seien auch „der Prävention­sgedanke“und „die Sensibilis­ierung“bei Entscheidu­ngen nicht zu unterschät­zen – auf dass diese „sorgfältig und verantwort­ungsvoll“gefällt werden. (nw)

Newspapers in German

Newspapers from Austria