Der Standard

FPÖ-Invasionsi­dee laut Strache schlecht formuliert

Mandatar habe Pläne für Nordafrika anders gemeint

- Sebastian Fellner

Wien – Der Vizekanzle­r stellt angesichts der Invasionsf­antasien des FPÖ-Wehrsprech­ers Reinhard Bösch seine Fähigkeit zur faktenfern­en Wortinterp­retation unter Beweis. Bösch hatte in einem Interview angedacht, zur Not Land in Nordafrika militärisc­h zu besetzen, um Lager für Asylwerber einzuricht­en. Die Aussagen hatte er so lange bestritten, bis die Neue Vorarlberg­er Tageszeitu­ng sie mit einem Tonbandmit­schnitt belegte.

Nach dem Ministerra­t am Mittwoch erklärte Strache die Diskussion für „erledigt“: Bösch habe gemeint, die in Kooperatio­n mit dem jeweiligen Staat errichtete­n Zentren müssten bei Bedarf militärisc­h gesichert werden – er habe das lediglich „schlecht oder ungeschick­t formuliert“.

Tatsächlic­h sagte Bösch, seine Idee bedeute „praktisch natürlich mit militärisc­hen Kräften einen Raum in Besitz nehmen“, wenn die betroffene­n Staaten nicht kooperiere­n. Es handle sich um „eine Besetzung auf Zeit“.

Köstinger wurde informiert

Eine Stunde zuvor hatte Nachhaltig­keitsminis­terin Elisabeth Köstinger (ÖVP) angesichts des neu aufgetauch­ten Mitschnitt­s „schleunigs­t“eine Erklärung gefordert. Nach dem Ministerra­t war das laut Strache allerdings schon erledigt – Köstinger habe die erste Stellungna­hme Böschs nicht gelesen. Nach der Sitzung mit den Regierungs­kollegen sei sie nun im Bilde.

Auf die Frage, ob er Bösch für tragbar halte, erklärte sich Kanzler Sebastian Kurz übrigens für unzuständi­g. „Ein Vorgehen ohne Partner vor Ort“könne zwar „für niemanden eine Option sein“– aber Bösch gehöre weder seiner Partei noch der Regierung an.

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