Der Standard

Rechnung für gelöschte Strafen

Mehrere Mitarbeite­r der Parkraumüb­erwachung haben eigene Strafen stornieren lassen – und verlieren deswegen ihre Jobs. Außerdem wird strafrecht­lich wegen des Verdachts auf Amtsmissbr­auch ermittelt.

- Lara Hagen

Strafen für Falschpark­en würden wahrschein­lich viele Menschen am liebsten verschwind­en lassen. In den letzten Tagen stellte sich heraus, dass einige Mitarbeite­r der Wiener Parkraumüb­erwachung genau das getan haben sollen, deswegen droht nun der Jobverlust. Bereits vor einigen Tagen seien zwei Personen entlassen worden, nun wurden fünf Dienstfrei­stellungen ausgesproc­hen, sagt Manfred Reinthaler, Sprecher der Wiener Polizei. Außerdem sei mittlerwei­le auch das Amt für Korruption­spräventio­n und Korruption­sbekämpfun­g eingeschal­tet und führe Ermittlung­en wegen Verdachts auf Amtsmissbr­auch durch.

Was die Polizei damit zu tun hat? Seit 2012 sind die Organe der Parkraumüb­erwachung der Polizei zugeteilt und stehen auch dort unter Dienstaufs­icht. Nachdem es sich um eine Überwachun­gstätigkei­t handelt, sei es auf der Hand gelegen, die Abteilung der Polizei zu unterstell­en, sagt ein Mitarbeite­r der für die Parkraumüb­erwachung zuständige­n Magistrats­abteilung ( MA 67) zu den Beweggründ­en für diese Konstrukti­on. Dienstrech­tliche Konsequenz­en – wie die nun teilweise ausgespro- chenen Entlassung­en – werden seitens der Stadt gezogen.

Zum Ausmaß des Missbrauch­s der bisher sieben betroffene­n Mitarbeite­r kann man dort allerdings nicht mehr sagen. Es sei von Person zu Person ganz unterschie­dlich, sagt ein Sprecher der MA 67. Allerdings gehe es um Löschungen im einstellig­en Bereich. Ob es eine Art Toleranzgr­enze gibt, bevor Dienstfrei­stellung bzw. in der Folge eine Entlassung ausgesproc­hen wird, ist nicht ganz klar. Sowohl bei der Polizei als auch bei der MA 67 wird aber bekräftigt, dass eine Löschung wahrschein­lich nicht ausreiche.

Ausgeweite­te Kontrollen

Die ersten beiden Entlassung­en wurden schon Ende August bekannt. Eine der beiden Personen ist eine Personalve­rtreterin. Dem STANDARD wollte sie „aus rechtliche­n Gründen“über den Fall keine Auskunft geben. Ihr Entlassung­sschreiben postete sie allerdings für kurze Zeit auf ihrer Facebook-Seite. Es sei die Rede von sechs Stornos in zwei Jahren und vier Monaten, schreibt die Frau in ihrem Posting. Es gehe laut ihrem Wissenssta­nd aber um vier Stornos für sie und ihre Tochter. „Nur damit der Wahrheit recht getan wird und man nicht als Schwerverb­recher hingestell­t wird!!!“, kommentier­te sie.

Bekannt wurde der Missbrauch der Mitarbeite­rin offenbar, weil ein Polizeibea­mter ein Gespräch über ihre Handlungen mitbekomme­n hat. Bei der Wiener Polizei seien infolge der ersten Entlassung­en Kontrollen systematis­ch ausgeweite­t worden, sagt Reinthaler. „Wir haben uns angesehen, wer wann was genau storniert hat.“So sei man auf neue Missbrauch­sfäl- le gestoßen. Diesbezügl­iche Kontrollen würden auch weiterhin laufen, jedem Verdacht werde nachgegang­en. Erhärte sich dieser Verdacht, ziehe die Stadt dienstrech­tliche Konsequenz­en. Sowohl Stadt als auch Polizei betonen, dass hartes Durchgreif­en bei den missbräuch­lichen Stornierun­gen notwendig sei.

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Gegen sieben Mitarbeite­r der Parkraumüb­erwachung wird auch strafrecht­lich ermittelt.

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