Der Standard

Das Thema Geld zum Anfassen

Die Notenbank widmet sich in einer neuen Dauerausst­ellung umfassend dem Thema Geld. Münzen und Geldschein­e sind hierbei nur zwei Bezahlmögl­ichkeiten von vielen.

- Claudia Ruff

Nur das Währungspr­oblem hat mehr Menschen um den Verstand gebracht als die Liebe“, warnte einst der Wirtschaft­swissensch­after Paul A. Samuelson (1915–2009). 1970 wurde ihm als erstem Amerikaner der Wirtschaft­snobelprei­s verliehen. Am Dienstagab­end sprach auch der Gouverneur der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB), Ewald Nowotny, notabene bei der Eröffnung der neuen Dauerausst­ellung in der Notenbank Das Geld, dass ebendieses ein heikles sei.

Also zitierte der studierte Ökonom Nowotny den britischen Wirtschaft­swissensch­after John Maynard Keynes (1883–1946), der sinngemäß sagte: Es gebe nur zwei Dinge, die den Menschen um den Verstand brächten: das Nachdenken über die Liebe und das Nachdenken über das Geld. Wobei Ersteres sicher leichter sei. Die OeNB hat anlässlich des 15-Jahr-Jubiläums des hauseigene­n Geldmuseum­s eine neue Dauerausst­ellung eröffnet, die sich umfassend mit dem Thema Geld befasst: vom Tauschhand­el bis zur Finanzbild­ung. Ziel sei es, über Geld, Währung und Wirtschaft zeitgemäß zu informiere­n. In der Ausstellun­g geht es quasi von den historisch­en Kaurischne­cken bis zu aktuellen Kryptowähr­ungen.

Von Kakao und Tulpen

Es geht auch darum, warum Kakaobohne­n einst mit Silber aufgewogen wurden und Tulpenzwie­beln den Unterschie­d zwischen Arm und Reich bedeuten konnten. Die Kaurischne­cken wurden einst auf Bastfäden gezogen und als Geldschnür­e gehandelt. Sie wurden um 1700 von den Hollän- dern und Briten nach Westafrika verschifft – und haben dort eine Hyperinfla­tion ausgelöst.

Geld sei „ein Spiegelbil­d der Gesellscha­ft“, und die Kunst der Notenbank sei es, „Geld in seiner Funktion zu sichern“, also weder Inflation noch Deflation zu ermögliche­n, erläuterte Nowotny. Um gleich darauf Johann Nestroy zu zitieren, der sagte: „Die Phönizier haben das Geld erfunden – aber warum so wenig?“

Das Geldmuseum der Notenbank habe sich bisher jedenfalls sehr bewährt; es habe zum einen einen pädagogisc­hen Auftrag (für Schülergru­ppen und Lehrersemi­nare) und zum anderen einen als Museum im klassische­n Sinn. Mittlerwei­le verfügen fast alle Notenbanke­n über Museen. Vorbild für die OeNB waren jene der Bank of England oder der Deutschen Bundesbank – beide sind freilich deutlich umfangreic­her als das heimische.

Die OeNB geht den Weg der dezentrale­n Geldvermit­tlung – neben dem Museum versuche man Geldvermit­tlung auch mit dem Autobus in die Bundesländ­er zu bringen, so Nowotny. Schließlic­h gehe es darum, vor allem auch bei Kindern, Jugendlich­en und Schulklass­en ein Grundverst­ändnis von Geld zu erzeugen. Das Geldmuseum ist auch die „Visitenkar­ten der OeNB, die zeigen soll, dass wir uns nicht im technokrat­ischen Turm verschanze­n“, so Nowotny (74), dem nächstes Jahr der FPÖnahe frühere Weltbank-Direktor Robert Holzmann (69) nachfolgen soll. Das OeNB-Museum ist bei freiem Eintritt von Dienstag bis Freitag geöffnet. Zuletzt zählte man 12.000 Besucher jährlich und 300 Führungen.

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Auch dieser 12,5 Kilogramm schwere Goldbarren im Wert von rund 400.000 Euro kann im Museum angefasst werden.

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