Der Standard

Zwangsdiät für Schwergewi­chte

Klassische Aktienindi­zes und ETFs werden oft von wenigen Riesenkonz­ernen dominiert. Eine Alternativ­e sehen Experten in gleichgewi­chteten Kursbarome­tern: Auf lange Sicht sollen diese nämlich mehr einspielen.

- Alexander Hahn

Aktienindi­zes werden für Anleger immer bedeutsame­r. Durch den Siegeszug von börsennoti­erten Fonds (ETFs) haben sich die Kursbarome­ter vom Abbild des Gesamtmark­ts zum Basisinves­tment entwickelt, mit dem auch Privatanle­ger kostengüns­tig einen gewissen Markt abdecken können. Dabei bilden die ETFs meist starr einen Index ab, etwa den marktbreit­en S&P 500 für die Wall Street. Allerdings ist das Kursbarome­ter kapitalgew­ichtet, Riesenkonz­erne fließen stärker in die Indexberec­hnung ein als Mauerblümc­hen. Apple ist mit einem Indexantei­l von 4,55 Prozent am höchsten gewichtet, während der Spielwaren­erzeuger Mattel gerade einmal auf einen Anteil von 0,02 Prozent kommt.

Dies kann laut der Bank Gutmann aber auch zu Nachteilen für Investoren führen. Kapitalgew­ichtete Indizes können zu einem sogenannte­n Klumpenris­iko führen, in dem eine gewisse Gruppe von Aktien, derzeit etwa der Technologi­ebereich, einen übermäßig starken Einfluss auf die Gesamtentw­icklung nimmt, was verzerrend wirken kann. So haben etwa im ersten Quartal bloß fünf Titel, nämlich Amazon, Apple, Microsoft, Netflix und Cisco, für die Hälfte des Indexansti­egs gesorgt.

Auf kurze Sicht hat auch der kapitalgew­ichtete S&P 500, verglichen mit seinem gleichgewi­chteten Pendant, dem S&P 500 Equal Weight, die Nase vorn. In den vergangene­n zwölf Monaten legte dieser fast 18 Prozent zu, der Equal Weight jedoch nur 15 Pro- zent. Dennoch sieht man bei der Bank Gutmann Vorteile, wenn jede Aktie mit demselben Gewicht in die Berechnung einfließt. Dieser würde stärker in kleinere Firmen investiere­n und tendenziel­l auch in günstiger bewertete Titel.

„Diese beiden Eigenschaf­ten von gleichgewi­chteten Indizes, stärker in kleiner kapitalisi­erte und günstiger bewertete Aktien zu investiere­n, kann zu einer langfristi­gen Outperform­ance führen“, folgern die Gutmann-Experten. Tatsächlic­h sieht die Rechnung auf Sicht von zehn Jahren anders aus, wobei der Startzeitp­unkt unmittelba­r vor dem Ausbruch der Finanzkris­e liegt. Der reguläre S&P 500 kommt auf 122 Prozent Zuwachs, der gleichgewi­chtete sogar auf 154 Prozent.

Anfang Herbst werden übrigens einige europäisch­e Indizes angepasst, womit für deutsche Geldhäuser der Abschied näherrückt. Die Deutsche Bank muss am 24. September ihren Platz im europäisch­en Leitindex Euro Stoxx 50 räumen. Jener im deutschen Leitindex Dax wackelt zwar noch nicht, dafür steht der Indexpioni­er Commerzban­k nach 30-jähriger Zugehörigk­eit vor dem Rauswurf. Vielleicht kommt es aber bald zum Comeback, schließlic­h denkt der Chef der Deutschen Börse, Theodor Weimer, laut nach über eine Erweiterun­g des Index auf mehr als 30 Mitglieder nach. Auch in Wien steht beim ATX eine Rotation an: Statt dem Bauunterne­hmen Porr wird ebenfalls ab 24. September der Caterer Do & Co im heimischen Leitindex auftischen.

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Die hohe Gewichtung einzelner Riesenkonz­erne wie Apple kann die Performanc­e von Indizes wie dem S&P 500 verzerren.

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