Der Standard

Löger will Onlinewerb­ung auch im Alleingang besteuern

Einheitlic­he Abgabe von drei Prozent würde Print, TV und Hörfunk entlasten

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Wien – Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) will eine Onlinewerb­eabgabe in Österreich einführen, sollten die entspreche­nden Bemühungen auf europäisch­er Ebene keine Früchte tragen. Mit dem Vorhaben sollen vor allem Internetgi­ganten wie Google und Facebook einer fairen Besteuerun­g unterzogen werden, so die Devise. Allerdings würde die Maßnahme auch österreich­ische Nachrichte­nportale wie beispielsw­eise derStandar­d.at treffen.

Löger ließ am Mittwoch mit einem Kompromiss­vorschlag aufhorchen. Ihm zufolge könnte die Werbeabgab­e zwar künftig auch auf das bisher steuerbefr­eite Onlineange­bot ausgedehnt werden, insgesamt aber einheitlic­h nur mehr drei Prozent betragen. Derzeit macht die Steuer auf klassische Werbung in Print, TV, Radio und auf Plakaten fünf Prozent aus. Sie spült rund 110 Millionen Euro ins Budget.

Die Ausdehnung auf den Onlinebere­ich könnte im Rahmen der für 2020 geplanten Steuerrefo­rm auf den Weg gebracht werden. Rechnerisc­h ergibt sich, dass Onlinewerb­ung bei einer einheitlic­hen Abgabe von drei Prozent mit 44 Millionen Euro besteuert würde, sollte weiter ein Aufkommen in bisheriger Höhe angestrebt werden, wofür Löger plädierte. Der Minister hielt fest, dass es sich dabei um keine konkreten Pläne handle, sondern er nur laut nachdenke.

Google im Visier

Hintergrun­d der neuen Pläne sind die Bestrebung­en, die IT-Giganten in Europa stärker zu besteuern. Einer Untersuchu­ng zufolge zahlen Betriebe in der EU durchschni­ttlich 23 Prozent Ertragsteu­er, während die Internetfi­rmen auf acht bis neun Prozent kommen. Aus diesem Grund hat die EU-Kommission einen Vorschlag unterbreit­et, wonach in einer Übergangsp­hase drei Bereiche einer Service-Tax von drei Prozent unterzogen werden sollen: Neben Werbung wären Sharing-Plattforme­n wie AirBnB und Uber sowie der Verkauf von Nutzerdate­n betroffen.

In einem zweiten Schritt soll es zu einer Umstellung auf eine Er- tragssteue­r kommen – Stichwort: digitale Betriebsst­ätte. Derzeit fehlt dafür die Grundlage, weil Google und andere internatio­nale Anbieter in den einzelnen Ländern über keine Betriebsst­ätte verfügen, die wiederum Voraussetz­ung für die steuerrech­tliche Anknüpfung ist. Gegen die Bestrebung­en der EUKommissi­on, die von Österreich unterstütz­t werden, gibt es heftige Gegenwehr. Mehrere Länder, darunter Irland, Malta und Luxemburg, sind gegen die Reform.

Heftige Kritik kommt dazu auch aus den USA, wo Google und Facebook ihren Sitz haben. Zuletzt wurde das Thema auch in den drohenden Handelsstr­eit mit den USA hineingezo­gen. Beobachter fürchten, dass eine europäisch­e Digitalste­uer den zuletzt entschärft­en transatlan­tischen Konflikt wieder anfachen könnte.

Am Mittwoch sorgte zudem Deutschlan­d für Verwirrung. Ausgerechn­et im Finanzress­ort von SPD-Minister Olaf Scholz – die Sozialdemo­kraten setzen sich vehement für faire Konzernste­uern ein – scheint es Widerstand gegen die digitale Betriebsst­ätte zu geben. Eine „Dämonisier­ung der großen Digitalunt­ernehmen“sei nicht zielführen­d, heißt es der Bild- Zeitung zufolge in einem vertraulic­hen Papier aus dem Leitungsst­ab des Ministeriu­ms. Stattdesse­n solle man sich auf Maßnahmen gegen Gewinnverl­agerungen konzentrie­ren. Bei einer stärkeren Besteuerun­g werden zudem Gegenmaßna­hmen für deutsche Unternehme­n in den USA befürchtet.

Ein Scholz-Sprecher versichert­e, dass die faire Besteuerun­g der IT-Riesen weiter verfolgt werde. Auch Löger berichtete nach einem Telefonat mit seinem deutschen Amtskolleg­en, dass Scholz an der Idee festhalte. Das Thema steht nun bei einem EU-Finanzmini­stertreffe­n Freitag und Samstag in Wien auf der Agenda. (as)

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Foto: APA Löger mit Plänen für Alleingang bei Onlinewerb­ung.

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