Frauenquote beginnt zu greifen
Die zu Jahresbeginn eingeführte Frauenquote in Aufsichtsräten zeitigt erste Effekte. Dennoch wurde die Zielquote von 30 Prozent bisher nicht erreicht.
Wien – Seit 1. Jänner 2018 gibt es sie: Die gesetzliche Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern. Von den 560 Aufsichtsratsmitgliedern der im Wiener Börse Index-notierten Unternehmen sind laut dem EY Mixed Leadership Barometer derzeit 125 Frauen – und damit um 19 mehr als noch im Dezember des vergangenen Jahres. Mit 22,3 Prozent wurde die geplante Quote von 30 Prozent bisher aber noch nicht erreicht.
Durch die Steigerung ist nun jedes fünfte Mitglied des Aufsichtsrates eine Frau. Zudem sind erstmals in gut jedem zweiten Unternehmen (55 Prozent) mindestens zwei Aufsichtsräte weiblich. Am höchsten ist der Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder derzeit in der Telekommunikationsbranche, wo jedes dritte Aufsichtsratsmitglied eine Frau ist.
„Die Frauenquote zeigt bereits zaghaft Wirkung. Allerdings ist es immer noch ein weiter Weg zum Ziel. Nach wie vor erfüllt fast jedes zweite der verpflichteten Unternehmen, also elf von 25, die Frauenquote nicht“, erklärte Helen Pelzmann, Partnerin bei EY Law. Die Zahlen würden zeigen, dass die Quote zwar kein Allheilmittel, aber doch ein notwendiger Türöffner sein kann. Vergleicht man die Verteilung in den Gremien, werde deutlich, dass gerade auf Vorstandsebene immer noch eindeutig Männer dominieren, so Pelzmann weiter.
In den Vorstandsetagen von Österreichs börsennotierten Unternehmen ist der Frauenanteil im Vergleich zum Dezember 2017 leicht zurückgegangen. Von den derzeit 191 Vorstandsmitgliedern der im WBI notierten Unternehmen waren zum Stichtag 30. Juli 2018 nach wie vor nur zehn Frauen. Der Anteil ging zurück von 5,8 auf 5,2 Prozent. 13 Prozent der Unternehmen haben mindestens eine Frau im Vorstand, 87 Prozent haben rein männliche Vorstände.
„Der Frauenanteil in Chefetagen stagniert auf niedrigem Niveau“, und dies trotz erkennbarer Bemühungen, meinte Pelzmann. Mit einer einseitigen Besetzung von Führungsetagen würden sich Firmen aber selbst schaden, denn dadurch verlieren sie an Attraktivität für Nachwuchskräfte. (APA)