Toxic Dreams steuert ein Geisterschiff durchs Alpenland
Wer große Theatergesten sucht, wird bei Toxic Dreams fündig. Die Truppe zaubert seit 21 Jahren fantastische Bühnenbilder, die schon allein durch ihre Präsenz betören, und verpflanzt in diese obendrein herrlich schräge Stoffe und Konzepte. Der Entstehungsprozess einer Arbeit ist so wichtig wie das fertige Ergebnis.
Vergangenen Herbst tourte das Ensemble wochenlang durch Österreich und besuchte die geografischen Zentren der neun Bundesländer – um zu schauen, was sie dort erwartet. In einer Kirche in Bad Aussee fanden sie etwa ein Fresko, das die alttestamentarische Geschichte von Jonas und dem Wal illustriert.
Doch nicht die Bibel steht für das nun uraufgeführte Stück Der Wal der Österreich verschluckte Pate, sondern ein anderes Schwergewicht der Weltliteratur: Herman Melvilles Moby Dick, genauer: die 1956 erschienene Verfilmung von John Huston. Als Harpunier Queequeg da- rin zu sehen ist der Österreicher Friedrich Anton Maria Hubertus Bonifacius Graf von Ledebur-Wicheln.
Toxic Dreams spinnen diesen Auftritt weiter: Ledebur kehrt nach seiner Schauspielkarriere in die Heimat zurück und baut auf dem Dachboden des Wiener Museumsquartiers einen Themenpark. In einem Geisterschiff sollen die Wiener mit ihm den österreichischen Wal jagen. Das Publikum schlüpft in die Rolle der Crew und reist auf 1000 Quadratmetern quer durch den Ozean zu den Orten, die Toxic Dreams besucht haben. Es stößt auf seltsame Sitten der Einheimischen. Aber wo bleibt der Wal? Das verfolgte Tier steht für destruktive kollektive Ängste, denen wir als Gesellschaft verfallen, obwohl es uns eigentlich gutgeht.
Als Ledebur führt Didi Bruckmayr, Frontman der für die Musik sorgenden Band Fuckhead, die Reise an. Die üppige Ausstattung kommt von Paul Horn. (wurm) 7.–16. 9.