Der Standard

Kriegerisc­he Pläne

- Irene Brickner

Reinhard Bösch hat nicht die Wahrheit gesagt. In der ersten Erklärung nach seinen Interviewa­ussagen über die militärisc­he Inbesitzna­hme von Raum in Nordafrika schrieb er auf Twitter, er habe „lediglich vorgeschla­gen“, dort Anlandepla­ttformen für Asylwerber zu errichten und sie durch EU-Sicherheit­skräfte abzusicher­n.

Das ist unrichtig: Laut dem Tonbandmit­schnitt sagte der Vorarlberg­er FPÖ-Nationalra­tsabgeordn­ete und ReserveObe­rst des österreich­ischen Bundesheer­s, es werde vielleicht nötig sein, „in Nordafrika einen Bereich zu erzwingen“, als „Besetzung auf Zeit“.

Damit bot der Politiker, der Mitglied der schlagende­n Burschensc­haft Teutonia ist, Einblicke in eine in rechten Kreisen verbreitet­e Weltsicht: Wer die Abwehr von Flüchtling­en als die Zukunftsfr­age Europas und Einwanderu­ng als zerstöreri­sch sieht, hält jedes Mittel zur Verteidigu­ng für legitim – bis hin zu kriegerisc­hen Maßnahmen.

Das ist extrem – doch es passt zu der Richtung, in die der Diskurs über den Umgang mit Fluchtbewe­gungen abgedrifte­t ist. Auch Sebastian Kurz wälzt Pläne, Flüchtling­e in EUadminist­rierten Zentren in Nordafrika aufzuhalte­n – etwa in Libyen. Zwar will er die Anlandepla­ttformen durch Kooperatio­nen gründen, doch ohne fortgesetz­ten Einsatz bewaffnete­r Kräfte ginge das in einem derart gewaltbest­immten Umfeld nicht. Insofern hat Bösch doch eine Wahrheit ausgesproc­hen.

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