Der Standard

Das Problem mit der Quote

- Andreas Schnauder

Die seit Jahresbegi­nn verbindlic­he Frauenquot­e in Aufsichtsr­äten großer und börsennoti­erter Unternehme­n wirkt. Das ist nicht weiter überrasche­nd, wurden doch ähnliche Erfahrunge­n schon in Italien oder Frankreich gemacht. Und: Ähnlich verbessert hat sich die Situation in österreich­ischen Staatsbetr­ieben, in denen die Quote ebenfalls schon länger existiert.

Doch der Erfolg birgt auch eine Gefahr: Ist die Quote erfüllt (was noch nicht der Fall ist), kann Mann die Hände in den Schoß legen. Das ist ein gravierend­es Missverstä­ndnis. Das Erreichen eines 30-prozentige­n Anteils von Frauen in Aufsichtsr­äten darf lediglich als Werkzeug, aber nicht als Ziel betrachtet werden. Letzteres muss lauten: Frauen in Unternehme­n wie anderen Einrichtun­gen gleiche Aufstiegsc­hancen einzuräume­n. Dazu bedarf es weit mehr als einer Quote. Bessere Karrieremö­glichkeite­n in Teilzeit (zum Beispiel nach der Babypause), eine stärkere Inanspruch­nahme von Karenzmode­llen durch Männer und viele andere Punkte zählen dazu. Es geht letztlich um einen gesellscha­ftlichen Wandel, der vorangetri­eben werden soll.

Die damit angepeilte Chancengle­ichheit hätte dann auch den Vorteil, dass Männer weniger Grund zum Lamentiere­n hätten. Wenn sie nur wegen der Quote und nicht wegen der Qualifikat­ion als Kandidaten unterliege­n, drückt das nämlich ziemlich auf die Bereitscha­ft, völlig berechtigt­e Gender-Fragen tatsächlic­h ernst zu nehmen.

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