Braucht es Quoten für Nackte?
blicherweise sind Bilder nackter Nymphen Quotenbringer, aber die Royal Academy wird an ihnen zu kiefeln haben. Denn die altehrwürdige britische Institution hat jüngst angekündigt – #MeToo lässt grüßen –, in ihrer Ausstellung über Nackedeis in der Renaissancekunst Geschlechtergerechtigkeit herzustellen. Weibliche Blöße wird, so will es die selbst auferlegte Quote in The Renaissance Nude (ab 3. März 2019), mit Männerfleisch aufgewogen. Allein um ein ganzes Dutzend badender Nymphen aufzuwiegen, die auf einem einzigen Gemälde Palma Vecchios ihre Reize ausspielen, bräuchte man eine Menge nackter Apollons.
Davon einmal abgesehen: Dem Unterfangen, die Darstellung des Körpers in der Zeit der Antikenrezeption zu untersuchen, kann man ganz generell Kalkül unterstellen. Der so „hehre“, jedoch recht werbewirksame Plan ist vor allem ambitioniert. Denn fündig wird man bei nackten Herren nur bei den antiken Helden – siehe Michelangelos David oder Cellinis Perseus – oder in der Mythologie. In Peruginos Kampf der Keuschheit gegen die Wolllust oder Tizians Bacchanal der Andrier scheinen die Maler allerdings bei Heidi Klums Models das „Aktshooten“gelernt zu haben: Gekonnt werden mit Schatten, Frauenhaar, Accessoires und angewinkelten Beinen die delikatesten Stellen verborgen.
Anders gefragt: Zählen nackte Popos bocksfüßiger Satyrn auch? Kurzum, Männer werden nicht auf die gleiche Weise zum Objekt gemacht wie Frauen. Von der eigentlichen Frage lenkt die originelle britische Quote also ab. Wo sind die Akte der Renaissancemalerinnen, von Sofonisba Anguissola oder Lavinia Fontana? (kafe)