Kein Glaube ohne irdischen Beitrag
Die Heiligkeit hat hohe Nebenkosten. Doch woher kommen die Gelder, die die Kassen der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften füllen? Eine Spurensuche auf himmlischen Finanzwegen.
Bei aller Barmherzigkeit und gerne gelebter Bescheidenheit können sich selbst Religionsgemeinschaften einer Frage nicht entziehen: Woher kommt das Geld? Besonders brisant wurde die Diskussion über den schnöden Mammon im Namen des Herrn im Juni des heurigen Jahres in Zusammenhang mit der von der Bundesregierung beschlossenen Ausweisung von zehn aus der Türkei finanzierten Imamen. Nach dem Islamgesetz ist die Finanzierung von islamischen Vereinen und damit der dort Beschäftigten mit ausländischen Mitteln nämlich verboten.
Die Türkisch-islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich, kurz ATIB – die über 60 Vereine mit über 100.000 Mitgliedern in ganz Österreich vertritt – steht dennoch offen zur Finanzspritze aus dem Ausland. Mit einer klaren Begründung: Dies sei nötig, da es in Österreich „keine adäquate Ausbildung“für Imame gebe.
Die Kundschaft finanziert
Drängt sich also die Frage auf, wie die anderen Kirchen in Österreich die Kassen füllen. Im Bereich der katholischen Kirche stammt der überwiegende Teil der Einnahmen (2016 mehr als 451 Millionen Euro) aus dem Kirchenbeitrag. Die staatlichen Leistungen zur Abgeltung von NS-Schäden machen knapp 48 Millionen Euro und somit acht Prozent der Einnahmen aus.
Die restlichen rund 105 Millionen Euro und damit 17 Prozent der Einnahmen stammen aus der Vermögensverwaltung, Vermietungen, Leistungen und Subventionen. Insgesamt verzeichneten die Diözesen 2016 Gesamteinnahmen in der Höhe von knapp 604 Millionen Euro (2015: 596 Millionen). Dem stehen Aufwendungen von etwa 602 Millionen Euro (2015: 596 Millionen) gegenüber.
Zudem genießt die katholische Kirche in Österreich – gleich wie bei anderen Kirchen, Religionen und Körperschaften öffentlichen Rechts – gewisse Vorteile im Bereich der Grundsteuer – wenn etwa kircheneigene Grundstücke dem Gottes- dienst, der Seelsorge, der Verwaltung oder der Schule dienen. Doch man zahlt auch ordentlich in den Steuertopf ein: Laut einer IHS-Joanneum-Research-Studie (2015) lukriert der Staat aus wirtschaftlichen Tätigkeiten der Kirche jährlich 3,35 Milliarden Euro an Steuern und Sozialabgaben. Fazit der Expertise: Für die Allgemeinheit ergibt sich ein nachweisbarer Nutzen in der Höhe von 2,58 Milliarden Euro.
Orthodoxe Spenden
Auch die evangelische Kirche setzt bei der Finanzierung vor allem auf ihre Schäfchen. Laut Bundesgesetz 182 vom 6. Juli 1961, dem Protestantengesetz, darf die evangelische Kirche in Österreich zur Deckung des finanziellen Aufwands von ihren Mitgliedern Beiträge einheben. Die Pfarrgemeinden dürfen ihrerseits zur Deckung des finanziellen Aufwands im Rahmen der Kirchenbeitragseinhebung Zuschläge, die sogenannte Gemeindeumlage, einheben.
Und wie sieht die Finanzwelt der orthodoxen Kirche in Österreich aus? Die griechisch-orthodoxe Gemeinde finanziert sich vorwiegend aus Spenden Die Zahl, wie viele Gläubige es tatsächlich gibt, sei nicht bekannt, erklärt der Priester Athanasius Buk. Die Metropolis von Austria hat zur Zeit 14 Kleriker in Österreich, deren Bezahlung durch die Gemeinde und/oder die Diözese erfolgt.
Das Geld scheint jedenfalls knapp zu sein, denn der Großteil der Priester hat einen Zivilberuf – vor allem auch, weil viele meist eine Familie haben. „Das bedeutet zwar eine große zeitliche Belastung der Priester und ihrer Familien, es ist aber die einzige Möglichkeit, die wir haben“, so Pater Athanasius. Dazu muss die Gemeinde auch die laufenden Kosten und den Erhalt der Kirchen stemmen. Hier gebe es zumindest entsprechende Zuschüsse des Staates – konkret etwa vom Bundesdenkmalamt. Auch die russisch-orthodoxe Gemeinde in Österreich verzichtet, nach eigenen Angaben, gänz- lich auf grenzüberschreitende Zuwendungen. „Die russisch-orthodoxe Gemeinde finanziert sich ausschließlich aus Spenden ihrer Gläubigen – ohne jedwede Zahlungen aus dem Ausland“, erläutert Erzdiakon Viktor Schilowsky, Sekretär der russischorthodoxen Diözese von Wien und Österreich, im Standard- Gespräch.
Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) setzt ebenso auf Spenden. Außerdem wird ein Mitgliedsbeitrag eingehoben, der sozusagen sozial flexibel gehandhabt wird. Im Israelitengesetz ist eine fixe jährliche Zuwendung vom Staat festgeschrieben. Das sind derzeit rund 340.000 Euro. Dazu gibt es natürlich auch immer wieder Fördermittel von Bund wie Gemeinde, etwa bei Schulbauprojekten. Der Großteil des Budgets von rund 16 Millionen Euro ergibt sich aus den IKG-eigenen Immobilien, die restituiert worden sind.