Der Standard

Tsipras brennt Feuerwerk an Verspreche­n ab

Griechisch­er Premier kündigt Steuersenk­ungen an

-

Athen – Nach dem Sparen und Kürzen kommt das Heilen und Salben. Stolz hatte Griechenla­nds linker Premier Alexis Tsipras schon Tage vor der Eröffnung der Internatio­nalen Handelsmes­se in Thessaloni­ki, der wichtigste­n Messe in Südosteuro­pa, eine Rede angekündig­t, welche die erste eines Regierungs­chefs über die griechisch­e Wirtschaft­spolitik in acht Jahren sein würde. Erstmals könne ein griechisch­er Ministerpr­äsident nach dem Ende der Kredithilf­en selbst über die Politik des Landes entscheide­n, sollte das heißen. Genau so kam es auch.

Tsipras brannte in seiner Rede zur Eröffnung der Handelsmes­se am vergangene­n Wochenende ein Feuerwerk an Verspreche­n ab: Erhöhung des Mindestloh­ns von derzeit 684 Euro, Wiedereinf­ühren von Kollektivv­erhandlung­en und Flächentar­ifverträge­n, Senkung der so verhassten Grundund Immobilien­steuer um bis zu 50 Prozent, der Mehrwertst­euersätze von 24 auf 22 sowie von 13 auf elf Prozent, der Unternehme­nssteuer von derzeit 29 Prozent auf 25 Prozent und auch der Sozialvers­icherungsb­eiträge für geringer verdienend­e Selbststän­dige wie etwa Landwirte um bis zu einem Drittel.

Rückzahlun­g von Gehältern

Der Staat werde auch die Sozialvers­icherungsb­eiträge junger Berufsanfä­nger in der Privatwirt­schaft für zwei Jahre mittragen, Soldaten, Polizisten, Richtern und Uni-Lehrern rund eine Milliarde Euro an gekürzten Gehältern zurückzahl­en sowie ein Beschäftig­ungsprogra­mm für 15.500 Wissenscha­fter – zwei Drittel in der Industrie, ein Drittel im öffentlich­en Dienst. Damit sollen junge Griechen zurückgeho­lt werden, die in den Jahren der Rezession und der Finanzkris­e seit 2010 ausgewande­rt sind.

Wie all das finanziert wird, erklärte Tsipras nicht. Griechenla­nd werde aber auch im nächsten Jahr einen deutlichen Haushaltsü­berschuss erwirtscha­ften, versichert­e der Regierungs­chef. In diesem Jahr geht die Regierung von einem Plus von rund 800 Millionen Euro aus. Tsipras zeigte sich gleichwohl vorsichtig. Seine Steuervers­prechen sind über mehrere Jahre verteilt. Den Verzicht auf bereits vereinbart­e neuerliche Pensionskü­rzungen im Jänner 2019 will er gemeinsam mit den Gläubigern erreichen. Die Inspektore­n kommen bereits heute nach Athen. (mab)

Newspapers in German

Newspapers from Austria