Der Standard

„Google- Steuer“muss noch viele Hürden überwinden

Lögers „Einigung“noch nicht greifbar

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Wien – Das Wort Einigung war am Samstag einem Belastungs­test ausgesetzt. Finanzmini­ster Hartwig Löger hatte davon berichtet, dass die EU einen Konsens bei der künftigen Besteuerun­g von Tech-Giganten wie Google und Facebook erzielt hätte. Bis Jahresende will der aktuelle EU-Ratsvorsit­zende technische Stolperste­ine aus dem Weg räumen, nachdem sich die Minister in einem „Kraftakt“auf eine gemeinsame Vorgangswe­ise geeinigt hätten. Ähnlich euphorisch äußerte sich der französisc­he Finanzmini­ster Bruno Le Maire, dessen Staatschef Emmanuel Macron die offiziell Service Tax genannte „GoogleSteu­er“ganz weit oben auf seiner Prioritäte­nliste angesiedel­t hatte.

Belastet wurde die Freude über die Vereinbaru­ng allerdings von fünf Ländern, die das Thema kritisch bis ablehnend betrachten. Da die Service Tax Einstimmig­keit erfordert, zogen einige Beobachter bereits Parallelen zur Finanztran­saktionsst­euer, über die seit vielen Jahren erfolglos diskutiert wird. Die Bedenken der Gegner sind nicht ganz von der Hand zu weisen. Schweden, Dänemark, Finnland, Irland und Malta befürchten, dass die kurzfristi­ge Einführung einer dreiprozen­tigen Abgabe auf Online-Werbung, Plattforme­n wie Airbnb und Erlöse aus Datennutzu­ng die Bestrebung­en einer internatio­nalen Reform der Unternehme­nsbesteuer­ung untergrabe­n würde. Zudem werden Gegenmaßna­hmen der USA befürchtet, da die Service Tax vor allem amerikanis­che Konzerne treffen würde. Angesichts der gerade erst erzielten Entspannun­g im Handelskon­flikt will man Donald Trump nicht provoziere­n.

Der irische Finanzmini­ster Paschal Donohoe sprach das Risiko offen an. Sein finnischer Amtskolleg­e Petteri Orpo plädierte für eine „globale Lösung“, zumal das EU-Vorhaben lediglich fünf Milliarden Euro einbringe und somit einen Konflikt nicht rechtferti­ge. Die schwedisch­e Finanzstaa­tssekretär­in Karolina Ekholm wurde gar mit dem Statement zitiert, das EU-Vorhaben haben „keinen Wert“.

Löger und Le Maire versuchen nun, die Bedenken mit einer sogenannte­n Sunset-Klausel zu zerstreuen. Demnach würde die „Google-Steuer“automatisc­h außer Kraft gesetzt, wenn auf internatio­naler Ebene eine Lösung für die Besteuerun­g digitaler Konzerne gefunden werden sollte. Das Problem dabei: Derzeit zeichnet sich bei den unter Ägide der Industries­taatenorga­nisation OECD geführten Gesprächen kein Konsens ab. (as)

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