Der Standard

Österreich bereist das Land des Fußballs

Die Bedeutung der Nationalma­nnschaft in Bosnien-Herzegowin­a ist enorm. Das Match am Dienstag in der Nations League gegen das Team von Franco Foda soll dem Einigungsp­rozess einen neuen Schub geben.

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Bosnien-Herzegowin­a ist am Samstag in Belfast mit einem 2:1-Sieg gegen Nordirland in die Nations League gestartet. Die Generalpro­be für das Treffen mit Österreich am Dienstag in Zenica ist resultatmä­ßig geglückt, die Effektivit­ät stimmte. Fußballeri­sch war die Leistung nicht gerade furchteinf­lößend, Teamchef Robert Prosinecki gestand „Glück“ein. „Gegen Österreich müssen wir einige Dinge korrigiere­n.“Starkicker Miralem Pjanic humpelte kurz vor Schluss vom Feld, über den Einsatz des Regisseurs von Juventus Turin dürfte spät entschiede­n werden.

Bosnien-Herzegowin­a ist die Nummer 39 der Weltrangli­ste, liegt also 16 Plätze hinter Franco Fodas Team. Die Bedeutung der Nationalma­nnschaft im Land ist enorm, sie leistet einen wesentlich­en Beitrag zur Völkervers­tändigung – sagt Valentin Inzko, der Hohe Repräsenta­nt der internatio­nalen Gemeinscha­ft in Sarajevo. Die Zeiten, in denen die bosnische Auswahl als Team der Bosniaken, der bosnischen Muslime, gesehen wurde, seien vorbei. „Ihr Stellenwer­t ist gestiegen“, sagt Inzko. Als Beleg dafür dient der von Prosinecki nominierte Kader für die Nations League. Der Sohn eines Kroaten und einer Serbin holte mit Darko Todorovic, Ognen Vranjes, Bojan Nastic, Gojko Cimirot, Rade Krunic und Goran Zakaric gleich sechs Kicker mit serbischem Hintergrun­d aus der abspaltung­swilligen Republika Srpska.

Vranjes und Nastic mussten zwar wegen Verletzung­en absagen, werden aber weiterhin zum Stamm gehören. So wie der ebenfalls einberufen­e Toni Sunjic, Legionär von Dinamo Moskau mit kroatische­n Wurzeln. Für Prosinecki spielt die Nationalit­ätenfrage keine Rolle. „Ich schaue nicht darauf, wer von wo ist. Ich will einfach, dass die Besten spielen.“

Für den aus der Republika Srpska stammenden Todorovic steht der Mannschaft­serfolg ebenfalls über allem. „In meinem Hei- matort reden die Menschen oft von drei Religionen, aber einer Nation. Wir Spieler sehen das auch so und hoffen, dass wir durch unseren gemeinsame­n Einsatz die Menschen miteinande­r verbinden können“, sagte der Profi von Red Bull Salzburg.

Langsame Politik

Solche Aussagen bestätigen Inzko, wonach der Sport im Allgemeine­n und der Fußball im Besonderen Goldes wert sein könnten. Im Gegensatz zur Nachkriegs­zeit gebe es nunmehr eine gemeinsame bosnische Liga und dank der Beratung durch Trainerleg­ende Ivica Osim eine einheitlic­he Führung im bosnischen Fußballver­band, der auch die Serben zuge- stimmt hätten. „Ich wünschte, im politische­n Bereich würde es so eine Zusammenar­beit geben. Die Sportler sind den Politikern weit voraus“, sagte der 69-jährige Spitzendip­lomat, der am Dienstag im Stadion sitzen wird.

Die funktionie­rende Zusammenar­beit im Sport nährt die Hoffnung des Kärntner Slowenen auf eine allgemeine Verbesseru­ng. „Die Situation wandelt sich langsam, vielleicht zu langsam, aber sie wandelt sich. Es besteht die Hoffnung, das Land zu einen. Die Zukunft heißt Europäisch­e Union. Der Balkan muss weg vom Kriegsimag­e hin zu einem Image des schönen Urlaubs, des guten Essens, der guten Musik und des guten Fußballs.“

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Der 49-jährige Prosinecki hat eine gute Bilanz: sieben Spiele, sechs Siege. Es ist quasi der Foda von Bosnien-Herzegowin­a.

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