Der Standard

Galoppiere­ndes Siechtum und teils tapferes Traben

Österreich­s Pferderenn­sport könnte von Baden lernen

- Nikolaus Dolenz

Wien – Am Dienstag (ab 16 Uhr) steigt der letzte Renntag der diesjährig­en Trabersais­on in Baden. Die Sommerrenn­bahn konnte wieder mit großem Publikumsz­uspruch und damit auch starken Wettumsätz­en aufwarten – ganz im Gegensatz zu den beiden anderen noch aktiven Pferderenn­bahnen im Osten Österreich­s.

In Baden dürften bei elf Veranstalt­ungstagen mit 123 Rennen die Wettumsätz­e etwa so hoch gewesen sein wie in der Krieau an 17 Tagen mit 159 Rennen. Wien hat zwar mit sechs Renntagen von Jänner bis März dem Sport mit Unterstütz­ung des französisc­hen Wettanbiet­ers PMU einigermaß­en über die Wintermona­te geholfen. Doch Insider sehen auch den Unterschie­d im Engagement, mit dem die Bahn in Baden betrieben wird. In Wien orientiere man sich nur an dem wenigen Geld, das zur Verfügung steht. Neue Ideen würden eher zögerlich umgesetzt. Darüber hinaus wollen die Gerüchte über ein weiteres Schrumpfen oder gar die Absiedelun­g nicht verstummen. Dass die alten Stallungen bald Wohnbauten weichen müssen, ist Tatsache. Im Wiener Trabrennve­rein beruft man sich darauf, dass der Pachtvertr­ag unkündbar sei, solange Rennen veranstalt­et werden.

Trauriges Jubiläum

Ein trauriges Kapitel für sich ist der Galopprenn­sport. Am Sonntag wird zwar im Racino in Ebreichsdo­rf das mit 30.000 Euro dotierte 150. Galopperde­rby über 2200 Meter gegeben. Es ist allerdings schon der Höhepunkt von nur sechs Galopprenn­en, die an diesem Tag und damit für das ganze Jahr ausgeschri­eben wurden. Vor zehn Jahren waren es immerhin noch 56 Galopprenn­en im Racino.

Derzeit sind in Österreich 55 Vollblüter bei elf Trainern vor allem in der Freudenau und in Ebreichsdo­rf stationier­t. Sie laufen in Bratislava und Budapest, manche auch in Deutschlan­d und Frankreich.

Das Derby sollte heuer in der Freudenau ausgetrage­n werden, wo im Vorjahr auf Initiative des Wiener Wirteverba­ndes ein Renntag veranstalt­et worden war. Die Pläne zerschluge­n sich aber, und der Sponsor übersiedel­te seine Veranstalt­ung nach Ebreichsdo­rf – vielleicht schon für das letzte Hurra der ältesten noch betriebene­n Sportart Österreich­s.

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