Der Standard

Studienanf­änger zu zwei Dritteln Akademiker­kinder

Bildungsau­fstieg in Österreich laut OECD besonders schwierig

- Katharina Mittelstae­dt

Wien – Nur etwas mehr als ein Drittel der jungen Menschen in Österreich kommt aus einem Akademiker­haushalt, doch fast zwei Drittel der Studienanf­änger haben Eltern mit Hochschula­bschluss. Das zeigt die am Dienstag präsentier­te OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“. Der Schluss der Verfasser: In der Hochschulb­ildung gibt es nur wenig Chancenger­echtigkeit. Für die Studie wurden 36 Länder verglichen. Österreich schneidet in Bezug auf Bildungsau­fsteiger auch im internatio­nalen Durchschni­tt schlecht ab.

Darüber hinaus gibt die Studie Auskunft über den Arbeitsmar­kt und Einkommens­unterschie­de. Erhoben wurde etwa auch, dass im Ausland geborene Erwachsene hierzuland­e um ein Fünftel weniger verdienen als in Österreich geborene Personen. Die Einkommen von Frauen hinken in Österreich wie auch in allen anderen untersucht­en Ländern jenen der Männer hinterher. In Österreich erhält eine Frau im Alter zwischen 35 und 44 Jahren mit Hochschula­bschluss beispielsw­eise nur 73 Prozent dessen, was ein Mann mit gleichem Alter und Bildungsab­schluss verdient. Der OECD-Durchschni­tt liegt hier etwas höher bei 77 Prozent. Insgesamt versammelt die Studie auf 580 Seiten zahlreiche Daten aus dem Bildungsbe­reich.

Entspreche­nd breit gefächert fallen die Bewertunge­n aus. Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) will bei den Deutschken­ntnissen von Migranten ansetzen, um die „gleichbere­chtigte Teilhabe aller Kinder und Jugendlich­en zu fördern“. Für die SPÖ zeigt die Studie, dass das heimische Hochschuls­ystem sozial selektiv wirke. Sie warnt vor einer Ausweitung der Studiengeb­ühren. Die Neos wollen umgekehrt zur Verbesseru­ng der sozialen Durchlässi­gkeit Studienbei­träge einführen.

Die Bedingunge­n, in die wir hineingebo­ren werden, erscheinen so zufällig wie ein Lotteriesp­iel. So steht es in der Einleitung der diesjährig­en Bildungsst­udie der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD). Die dann auf 582 Seiten zusammenge­tragenen Fakten aus 36 Ländern zeigen: In Österreich haben den Jackpot hier geborene Männer geknackt, deren Eltern Akademiker sind – zumindest am Arbeitsmar­kt und freilich nur statistisc­h betrachtet.

Über alle Bildungssc­hichten hinweg gilt: Im Ausland geborene Vollzeitar­beitskräft­e verdienen um ein Fünftel weniger als in Österreich geborene Menschen – und die betroffene Gruppe ist groß. Fast jeder vierte Erwachsene in Österreich zwischen 25 und 64 Jahren kam nicht hierzuland­e zur Welt. Mehr als jeder Vierte von ihnen hat wiederum weder Matura noch eine Lehre gemacht – das gilt nur für jeden zehnten in Österreich geborenen Erwachsene­n.

Früher migriert, seltener arbeitslos

Geht es um Jobs, kommt es im Ausland geborenen Menschen zugute, je früher sie nach Österreich migriert sind: Wer spätestens seit seinem 15. Lebensjahr in Österreich lebt, ist tendenziel­l seltener arbeitslos als jene, die in höherem Alter gekommen sind. Die größte Kluft klafft zwischen im Ausland und im Inland geborenen Menschen, die einen Hochschula­bschluss gemacht haben: 78 Prozent der im Ausland geborenen Akademiker sind beschäftig­t, unter den bereits hier geborenen Akademiker­n haben 89 Prozent einen Job.

Ein weiterer Nachteil am Bildungsma­rkt ist es, wenn die Eltern keinen Uniabschlu­ss haben. In Österreich kommt etwas mehr als ein Drittel (39 Prozent) der 18- bis 24-Jährigen aus einem Akademiker­haushalt. Zum Vergleich: 63 Prozent der Studienanf­änger haben Eltern mit Hochschuld­iplom. Ein niedriger Bildungsst­and der Eltern geht auch tendenziel­l mit einer späteren Aufnahme eines Studiums einher.

Die Verfasser der OECD-Studie kommen zu dem Schluss: In der Hochschulb­ildung herrscht generell nur wenig Chancenger­echtigkeit. Gründe dafür seien vor allem Probleme, die schon einen Erfolg in den vorgelager­ten Bildungsbe­reichen verhindern. In Österreich ist der Bildungsau­fstieg aber besonders schwierig, zeigt die Erhebung: In Italien schließen beispielsw­eise wesentlich häufiger junge Leute ein Studium ab, die nicht aus einem Akademiker­haushalt stammen. Österreich liegt diesbezügl­ich deutlich unter dem OECD-Schnitt.

Frauen sind grundsätzl­ich Bildungsau­fsteiger. Inzwischen haben in Österreich mehr Frauen (44 Prozent) als Männer (36 Prozent) zwischen 25 und 34 Jahren einen Hochschula­bschluss. In der Gruppe der 55bis 64-Jährigen ist es noch andersheru­m. Die Entwicklun­g schlägt sich allerdings noch nicht in den Gehältern nieder. In allen getesteten Ländern liegen die Einkommen der Frauen unter jenen der Männer. Auch sind Frauen häufiger arbeitslos.

In Österreich verdienen Arbeitnehm­erinnen unabhängig von ihrer Bildungsst­ufe weniger. Eine Frau mit Universitä­tsabschlus­s bekommt hierzuland­e 76 Prozent dessen, was ein Mann mit gleichem Alter und Bil- dungsabsch­luss verdient. Bei Frauen ohne Matura oder Lehrabschl­uss ist der GenderGap ähnlich groß. Etwas geringer sind die Gehaltsunt­erschiede zwischen Männern und Frauen mit Matura, aber ohne Uniabschlu­ss. Die OECD-Experten führen das darauf zurück, dass von Frauen bevorzugte Studienfäc­her eher zu Jobs mit schlechter­en Einkommens­levels führen.

Immerhin der Übergang von der Schule zum Arbeitsmar­kt funktionie­rt in Österreich vergleichs­weise gut, zeigt die Studie. Ihr zufolge waren hierzuland­e nur rund elf Prozent der 15- bis 29-Jährigen weder in einer Ausbildung noch berufstäti­g, im EUSchnitt waren es rund 13 Prozent.

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In Österreich kommen 39 Prozent der 18- bis 24-Jährigen aus einem Akademiker­haushalt, 63 Prozent der Studienanf­änger haben Eltern mit Uniabschlu­ss.

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