Studienanfänger zu zwei Dritteln Akademikerkinder
Bildungsaufstieg in Österreich laut OECD besonders schwierig
Wien – Nur etwas mehr als ein Drittel der jungen Menschen in Österreich kommt aus einem Akademikerhaushalt, doch fast zwei Drittel der Studienanfänger haben Eltern mit Hochschulabschluss. Das zeigt die am Dienstag präsentierte OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“. Der Schluss der Verfasser: In der Hochschulbildung gibt es nur wenig Chancengerechtigkeit. Für die Studie wurden 36 Länder verglichen. Österreich schneidet in Bezug auf Bildungsaufsteiger auch im internationalen Durchschnitt schlecht ab.
Darüber hinaus gibt die Studie Auskunft über den Arbeitsmarkt und Einkommensunterschiede. Erhoben wurde etwa auch, dass im Ausland geborene Erwachsene hierzulande um ein Fünftel weniger verdienen als in Österreich geborene Personen. Die Einkommen von Frauen hinken in Österreich wie auch in allen anderen untersuchten Ländern jenen der Männer hinterher. In Österreich erhält eine Frau im Alter zwischen 35 und 44 Jahren mit Hochschulabschluss beispielsweise nur 73 Prozent dessen, was ein Mann mit gleichem Alter und Bildungsabschluss verdient. Der OECD-Durchschnitt liegt hier etwas höher bei 77 Prozent. Insgesamt versammelt die Studie auf 580 Seiten zahlreiche Daten aus dem Bildungsbereich.
Entsprechend breit gefächert fallen die Bewertungen aus. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) will bei den Deutschkenntnissen von Migranten ansetzen, um die „gleichberechtigte Teilhabe aller Kinder und Jugendlichen zu fördern“. Für die SPÖ zeigt die Studie, dass das heimische Hochschulsystem sozial selektiv wirke. Sie warnt vor einer Ausweitung der Studiengebühren. Die Neos wollen umgekehrt zur Verbesserung der sozialen Durchlässigkeit Studienbeiträge einführen.
Die Bedingungen, in die wir hineingeboren werden, erscheinen so zufällig wie ein Lotteriespiel. So steht es in der Einleitung der diesjährigen Bildungsstudie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die dann auf 582 Seiten zusammengetragenen Fakten aus 36 Ländern zeigen: In Österreich haben den Jackpot hier geborene Männer geknackt, deren Eltern Akademiker sind – zumindest am Arbeitsmarkt und freilich nur statistisch betrachtet.
Über alle Bildungsschichten hinweg gilt: Im Ausland geborene Vollzeitarbeitskräfte verdienen um ein Fünftel weniger als in Österreich geborene Menschen – und die betroffene Gruppe ist groß. Fast jeder vierte Erwachsene in Österreich zwischen 25 und 64 Jahren kam nicht hierzulande zur Welt. Mehr als jeder Vierte von ihnen hat wiederum weder Matura noch eine Lehre gemacht – das gilt nur für jeden zehnten in Österreich geborenen Erwachsenen.
Früher migriert, seltener arbeitslos
Geht es um Jobs, kommt es im Ausland geborenen Menschen zugute, je früher sie nach Österreich migriert sind: Wer spätestens seit seinem 15. Lebensjahr in Österreich lebt, ist tendenziell seltener arbeitslos als jene, die in höherem Alter gekommen sind. Die größte Kluft klafft zwischen im Ausland und im Inland geborenen Menschen, die einen Hochschulabschluss gemacht haben: 78 Prozent der im Ausland geborenen Akademiker sind beschäftigt, unter den bereits hier geborenen Akademikern haben 89 Prozent einen Job.
Ein weiterer Nachteil am Bildungsmarkt ist es, wenn die Eltern keinen Uniabschluss haben. In Österreich kommt etwas mehr als ein Drittel (39 Prozent) der 18- bis 24-Jährigen aus einem Akademikerhaushalt. Zum Vergleich: 63 Prozent der Studienanfänger haben Eltern mit Hochschuldiplom. Ein niedriger Bildungsstand der Eltern geht auch tendenziell mit einer späteren Aufnahme eines Studiums einher.
Die Verfasser der OECD-Studie kommen zu dem Schluss: In der Hochschulbildung herrscht generell nur wenig Chancengerechtigkeit. Gründe dafür seien vor allem Probleme, die schon einen Erfolg in den vorgelagerten Bildungsbereichen verhindern. In Österreich ist der Bildungsaufstieg aber besonders schwierig, zeigt die Erhebung: In Italien schließen beispielsweise wesentlich häufiger junge Leute ein Studium ab, die nicht aus einem Akademikerhaushalt stammen. Österreich liegt diesbezüglich deutlich unter dem OECD-Schnitt.
Frauen sind grundsätzlich Bildungsaufsteiger. Inzwischen haben in Österreich mehr Frauen (44 Prozent) als Männer (36 Prozent) zwischen 25 und 34 Jahren einen Hochschulabschluss. In der Gruppe der 55bis 64-Jährigen ist es noch andersherum. Die Entwicklung schlägt sich allerdings noch nicht in den Gehältern nieder. In allen getesteten Ländern liegen die Einkommen der Frauen unter jenen der Männer. Auch sind Frauen häufiger arbeitslos.
In Österreich verdienen Arbeitnehmerinnen unabhängig von ihrer Bildungsstufe weniger. Eine Frau mit Universitätsabschluss bekommt hierzulande 76 Prozent dessen, was ein Mann mit gleichem Alter und Bil- dungsabschluss verdient. Bei Frauen ohne Matura oder Lehrabschluss ist der GenderGap ähnlich groß. Etwas geringer sind die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen mit Matura, aber ohne Uniabschluss. Die OECD-Experten führen das darauf zurück, dass von Frauen bevorzugte Studienfächer eher zu Jobs mit schlechteren Einkommenslevels führen.
Immerhin der Übergang von der Schule zum Arbeitsmarkt funktioniert in Österreich vergleichsweise gut, zeigt die Studie. Ihr zufolge waren hierzulande nur rund elf Prozent der 15- bis 29-Jährigen weder in einer Ausbildung noch berufstätig, im EUSchnitt waren es rund 13 Prozent.