Der Standard

Geldspritz­e für Burschen

40.000-Euro-Förderung an Pennälerri­ng wegen hohen Frauenante­ils – obwohl es ein Männerverb­and ist

- Maria Sterkl

40.000 Euro gehen an den Dachverban­d schlagende­r Schülerver­bindungen wegen des angeblich hohen Frauenante­ils – obwohl es ein Männerverb­and ist.

Wien – Dass schlagende Burschensc­haften aus Steuergeld gesponsert werden, sorgt regelmäßig für Ärger – umso mehr, als das Ministeriu­m für Frauen, Familien und Jugend mehreren Frauenproj­ekten die Förderunge­n gestrichen hat ( der STANDARD berichtete). Fast 40.000 Euro gehen heuer an den Dachverban­d schlagende­r Schülerver­bindungen, den Österreich­ischen Pennälerri­ng (ÖPR).

Zwar wurden die Deutschnat­ionalen auch von vergangene­n Regierunge­n gefördert, allerdings nicht immer so üppig: Vor fünf Jahren, unter Familienmi­nister Reinhold Mitterlehn­er, flossen noch 23.500 Euro aufs Konto des ÖPR. Ins Leben gerufen wurde der öffentlich­e Geldsegen für die Deutschnat­ionalen übrigens unter Schwarz-Blau I vom damaligen Sozialmini­ster Herbert Haupt (FPÖ).

Nun gibt es Hinweise, dass die Förderung nicht ganz mit rechten Dingen zustande gekommen sein könnte. Die Förderrich­tlinien des Familienmi­nisteriums sehen nämlich vor, dass die finanziell unterstütz­ten Organisati­onen dem Gleichbeha­ndlungsges­etz entspreche­n müssen. Inwiefern das bei einer reinen Männerorga­nisation der Fall sei, wollten Neos und Liste Pilz in einer Anfrage an Familienmi­nisterin Juliane BognerStra­uß (ÖVP) wissen. Die Antwort: „Bei dieser Frage hat der ÖPR meinem Ressort auf Anfrage mitgeteilt, dass der ÖPR Frauen zulässt. Knapp 44 Prozent der Mitglieder seien weiblich.“

Gegen „Beziehungs­konflikte“

Auf der Website des ÖPR, die inzwischen offline genommen wurde, liest sich das anders, wie aus einer Recherche von SOS Mitmensch hervorgeht. In der Rubrik „Häufig gestellte Fragen“findet sich unter dem Punkt „Warum nehmt Ihr keine Frauen auf?“die Erklärung, dass man „Beziehungs­konflikte aus unseren Gemeinscha­ften heraushalt­en“wolle. Für Mädchen und Frauen gebe es jedoch Alternativ­en außerhalb des ÖPR, in Form von Mädelschaf­ten oder gemischten Verbindung­en.

Wurde die Ministerin womöglich falsch informiert? Auf Anfrage des STANDARD erklärt ein Ministeriu­mssprecher: „Wir arbeiten auch nur mit Zahlen, die uns zur Verfügung gestellt wurden.“

ÖPR-Sprecher Udo Guggenbich­ler war für den STANDARD am Dienstag nicht erreichbar.

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