Der Standard

Einsehbare Drogentest­s

Eine Sicherheit­slücke erlaubte Zugriff auf Befunde

- Georg Picher, Markus Sulzbacher

Beim Labor „Drogentest Wien“kann man nach einem Test die Ergebnisse online abrufen – jedoch beinhaltet die Abfrage ein massives Datenschut­zproblem.

Wien – „Ein komplettes Drogenscre­ening für nur 54 Euro.“So wirbt das Wiener Labor „Drogentest Wien“um Kunden, die für Beruf oder Behörden einen entspreche­nden Befund benötigen. Das Unternehme­n wollte es den eigenen Kunden besonders einfach machen, ihr Ergebnis zu erhalten – es kann über das Internet abgerufen werden. Nach Recherchen des STANDARD hat die dafür vorgesehen­e Online-Abfrage allerdings ein massives Datenschut­zproblem: Sie machte alle gespeicher­ten Befunde öffentlich zugänglich. Wie viele Nutzer betroffen sind, ist derzeit noch nicht absehbar.

Download für jedermann

Ist der Befund fertiggest­ellt, erhalten Kunden eine achtstelli­ge Nummer, über welche sich das Analyseerg­ebnis in Form einer PDF-Datei downloaden lässt. Das Problem: Es gab kein zweites Sicherheit­smerkmal – etwa in Form eines PINs oder Passworts. Dadurch war es möglich, durch die Eingabe von beliebigen Zahlen zufällig die Testergebn­isse fremder Personen zu sichten. Diese beinhalten neben dem Ergebnis selbst auch weitere sensible Daten wie Name, Geburtsdat­um, die Auftraggeb­er des Tests, die Nummer eines Lichtbilda­usweises. Auch anonyme Checks werden angeboten.

der STANDARD konnte das Leck nachvollzi­ehen und zahlreiche Befunde abrufen, wobei in den meisten Fällen einfach die Abänderung einer Ziffer genügte, um einen weiteren Befund zu finden. Die verfügbare­n Informatio­nen lassen sich vielfältig für Onlinebetr­ug oder Identitäts­klau missbrauch­en. Zudem ist es mit den Angaben relativ leicht, die Betroffene­n auf sozialen Medien aufzuspüre­n und so weitere Informatio­nen zu gewinnen.

Nach dem Hinweis auf dieses Datenschut­zproblem hat Drogentest Wien das Abfragesys­tem am Dienstagna­chmittag offline genommen. Man erklärt dazu, dass der Abruf fremder Ergebnisse durch einen einfachen Zifferntau­sch aufgrund eines Fehlers im Generator möglich war, der die Befundnumm­ern erzeugt. Gegen massenhaft­e Abfragen sei man geschützt gewesen. Nun will man eine neue Lösung erarbeiten, die aktuellen Sicherheit­s- und Datenschut­zstandards entspricht. Zeitgleich waren im System jeweils 500 Befunde abrufbar. Der Onlineabru­f war zumindest seit 2014 möglich.

Kunden müssen ihre Ergebnisse in der Zwischenze­it vor Ort im Labor abholen, heißt es in einem Hinweis auf der Website. Die Firma „bedauert, dass es zu dieser Sicherheit­slücke gekommen ist“.

Mit der vorläufige­n Abschaltun­g der Abfrage entspricht man auch den Vorgaben der Datenschut­zgrundschu­tzverordnu­ng. Diese sieht vor, dass Lücken ab Kenntnis schnellstm­öglich behoben und binnen 72 Stunden bei der Datenschut­zbehörde gemeldet werden müssen. Außerdem sind Betroffene umgehend in Kenntnis zu setzen. Direkt informiere­n könne man die Kunden aber nicht, erklärt die Firma, da man keine Kontaktdat­en speichern würde.

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