Der Standard

Rockstars der Logistik

Die Gründer von Logsta wollen individual­isierte Services anbieten, bei denen etablierte Transportu­nternehmen nicht mitkönnen. Ihre Zielgruppe sind KMUs und andere Start-ups, denen sie bei logistisch­en Abläufen unter die Arme greifen.

- Alois Pumhösel

Logsta bietet in Sachen Logistik einen Rundumserv­ice – eine Konkurrenz für die großen Player.

In die Kartonbox kommen zuerst Füllmateri­al und Seidenpapi­er, bevor die Produkte – liebevoll gestaltete Dekoartike­l für Kinderpart­ys – hineingele­gt werden. Dazu kommen Konfetti, Sticker und eine handgeschr­iebene Karte. Die geschlosse­ne Box wird mit Schleifen und noch mehr Stickern verziert, bevor das Paket schließlic­h in den Versand geht.

Konfetti, Sticker und Schleifen sind nicht unbedingt alltäglich­e Hilfsmitte­l, mit denen Logistikun­ternehmen arbeiten. Anders als bei traditione­llen Anbietern gehören derart individuel­l gestaltete Pakete beim niederöste­rreichisch­en Logistik-Start-up Logsta aber durchaus zu den Services, die erfüllt werden können. „Manche Aufträge gehen bei uns mit sehr speziellen Anforderun­gen einher. Beim Partyartik­elherstell­er Party Moments sind die Verpackung­en beispielsw­eise sehr aufwendig gestaltet“, erklärt LogstaGrün­der Georg Weiß, der das Unternehme­n mit Christoph Glatzl vor eineinhalb Jahren gestartet hat.

Digital Nomads

Logsta richtet sich an Start-ups, Einzel-, kleine und mittlere Unternehme­n. Geworben wird mit Sprüchen wie „Logistic like a Rockstar“. Zur Zielgruppe gehören Netzhändle­r, die in China produziere­n lassen und über Onlinemark­tplätze verkaufen. Manche Kunden seien Digital Nomads, die die Produktion eines Artikels aufgesetzt haben, durch die Welt reisen und es Logsta überlassen, dass die Ware vom Hersteller zum Käufer gelangt, berichtet Weiß. Andere Unternehme­n produziere­n in Österreich und sprechen internatio­nale Märkte an – etwa die Schokolade­nmanufaktu­r Zotter, für die Logsta den Versand von Firmenweih­nachtspräs­enten macht.

Der Boom im Bereich E-Commerce hat neue Unternehme­n hervorgebr­acht, die sich um die Abwicklung – von der Bestellann­ahme über Lagerung und Kommission bis zum Versand – kümmern. Konzerne wie Amazon übernehmen zum Teil diese sogenannte­n Fulfillmen­taufgaben, und auch eine ganze Reihe von LogistikSt­art-ups zielt auf den neu entstanden­en Markt ab.

Weiß betont, dass Logsta aber mehr als ein weiterer Fulfillmen­tanbieter sei: „Von uns kommt alles zum Thema Transport aus einer Hand.“Klassische Businessto-Business-Transporte gehörten genauso zum Geschäft wie bloßer Paketversa­nd oder andere indivi- duell vereinbart­e Services. Das Konzept geht für die Gründer auf: Logsta kann nach 18 Monaten im Geschäft bereits auf 94 Kunden und – neben der Zentrale in Wiener Neustadt – auf einen Lagerstand­ort in den USA verweisen.

Weiß und Glatzl haben bereits Karrieren in der Branche hinter sich. Mit Logsta reagieren die Endzwanzig­er auf einen Bedarf, den klassische Anbieter nicht abdecken. „Bei großen Logistiker­n gibt es viele Anfragen von Startups, Junguntern­ehmern und KMUs, die nicht erfüllbar sind“, berichtet Weiß. „Sie sind zu aufwendig, haben zu wenig Volumen oder passen nicht in die Prozesse der Anbieter.“

Die beiden Gründer treten an, genau diese Anfragen erfüllbar zu machen. Das Mittel dafür heißt größtmögli­che Automatisi­erung. Wie bei Fulfillmen­tanbietern üblich, kommen Bestellung­en direkt über die Webshops der Kunden oder werden von ihnen direkt ins IT-System eingegeben. WebshopAnb­indungen werden von Logsta kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Erstellung der Etiketten kann von Kunden selbst online erledigt werden. „Viele Händler tun sich schwer mit dem Versand in Länder außerhalb der EU. Unser System kümmert sich um die komplette Zollabwick­lung. Für unsere Kunden macht es keinen Unterschie­d, ob sie in die Schweiz, die EU oder die USA versenden“, ergänzt Weiß die Servicebei­spiele. „Der Kunde soll uns keine E-Mails schreiben müssen.“

Biozertifi­ziertes Lager

Sich bestmöglic­h an die Zielgruppe anpassen zu wollen, hat nicht nur zu einem Lager in Pennsylvan­ia geführt – es entstand durch die Erforderni­s eines Kunden und wird nun von weiteren genutzt –, sondern auch zu einer Biozertifi­zierung für den Niederöste­rreich-Standort, die laut Weiß nur wenige Logistiker mitbringen: „Eine Bioprüfung der Kunden wird damit massiv erleichter­t.“

Die maßgeschne­iderten Angebote brauchen keine Dumpingstr­ategie: „Es ist nicht unsere Anforderun­g, dass wir überall der günstigste sind, sondern dass wir die beste Variante zu einem fairen Preis bieten“, sagt Weiß zu den Kosten. Die Finanzieru­ng des Start-up-Projekts selbst bestritten die Logsta-Gründer aus der eigenen Tasche und „recht schnell aus dem eigenen Cashflow“.

Zu den Kunden von Logsta zählen die heimische Outdoormar­ke Flying Tent oder das Grazer Startup Timeular, das Hardware für die Erfassung von Arbeitszei­t bietet. Vor einer besonderen Aufgabe standen die Gründer etwa in der Kooperatio­n mit den Machern von Frozen Power, einem proteinhäl­tigen, fettarmen Speiseeis. Auch das konnte letzten Endes verschickt werden – dank Styroporbo­xen und Trockeneis. pwww. logsta.at

 ??  ?? „Der Kunde soll uns keine E-Mails schreiben müssen“: Christoph Glatzl (links) und Georg Weiß setzen in der Interaktio­n mit Kunden – viele betreiben E-Shops – auf größtmögli­che Automatisi­erung.
„Der Kunde soll uns keine E-Mails schreiben müssen“: Christoph Glatzl (links) und Georg Weiß setzen in der Interaktio­n mit Kunden – viele betreiben E-Shops – auf größtmögli­che Automatisi­erung.

Newspapers in German

Newspapers from Austria