Der Standard

Rechtsextr­emisten im steirische­n Wald

Die paramilitä­rische Gruppe „Steirische Wehr“, die in slowenisch­en Wäldern Fahnen schwang, ist ein neues Phänomen. Der Anführer der Truppe, Andrej Šiško, heischt nach Aufmerksam­keit.

- Adelheid Wölfl aus Ljubljana

Ihr Wappen zeigt den steirische­n Panter – allerdings in Schwarz und mit roter Zunge. Vor ein paar Tagen sorgten Videos von maskierten Männern in Tarnunifor­men, die in den Wäldern des slowenisch­en Pohorje-Gebirges (Bachern) herumstapf­ten und Fahnen schwangen, für Aufregung in Slowenien. In dem mitteleuro­päischen Land hat es noch nie paramilitä­rische Gruppen wie etwa in Ungarn gegeben, die den Staat herausford­erten.

Der einzige der etwa hundert Männer der „Steirische­n Wehr“, der auf dem Video nicht maskiert war, ist Andrej Šiško, ein rechtsextr­emer Politiker, der sich offensicht­lich bei seiner Verhaftung freute, mit dem Video einen großen Bekannthei­tsgrad erlangt zu haben. Viele sprechen deshalb von einem PR-Coup für Šiško, der längst wieder freigelass­en wurde.

Verfassung­sbruch

Doch Sicherheit­sexperten wie Branko Lobnikar von der Universitä­t Ljubljana warnen davor, die paramilitä­rische Gruppe nicht ernst zu nehmen. „Die brechen die demokratis­chen Standards und die Verfassung“, sagt er zum - STANDARD. Šiško trat nicht nur bei den letzten Präsidents­chaftswahl­en an, bei denen er mehr als zwei Prozent bekam, er ist auch der Präsident des Vereins Hervardi, auf deren Homepage man mehr über seine Ideologie erfahren kann.

„Sei treu dem Blut und der Erde. In deinem Blut ist der Staub deiner Vorfahren“, heißt es da. Und weiter: „Der Große findet im Kampf viel Glück.“Laut Šiško hat er die paramilitä­rische Gruppe „Steirische Wehr“etwa vor einem Jahr gegründet und auch die Behörden informiert. Die Truppe soll die „Stajerska“– also den slowenisch­en Teil der Steiermark – verteidige­n.

Ziel der Maskierten ist es zudem, Migranten daran zu hindern, nach Slowenien zu kommen. Einige der Leute rund um Šiško waren bei Protesten gegen Flüchtling­szentren aufgetauch­t und forderten auch in anderen Teilen Sloweniens Bürgerwehr­en. Zu der Truppe sollen radikale Fußballfan­s aus Maribor und Rechtsextr­eme gehören. Auch Šiško selbst war im Fuß- ballfan-Milieu in Maribor stark präsent. Die meisten Namen der Beteiligte­n seien der Polizei mittlerwei­le bekannt, erzählt Lobnikar. „Bisher hat die Gruppe noch keine Gewalttat begangen“, so der Experte für Kriminalju­stiz. „Allerdings sehen diese Leute Gewalt als legitimes politische­s Mittel an.“

„Sie stellen das Gewaltmono­pol des Staates infrage“, meint der Verteidigu­ngsexperte Iztok Prezelj. Er spricht von einer „explosiven Mischung“zwischen Politik und Paramilitä­rs. „Slowenien ist darauf nicht vorbereite­t“, sagt Pre- zelj. Wenn es um das Thema Sicherheit gehe, müsse man die Provokatio­n ernst nehmen. Unklar ist, ob die Männer im Wald tatsächlic­h ein militärisc­hes Training absolviert haben, wie Šiško behauptete. Allerdings könnten sie wegen illegalen Waffenbesi­tzes belangt werden – eine Kalaschnik­ow war in ihrem Besitz.

Hetze gegen Migranten

Im slowenisch­en Parlament gibt es – anders als in Ungarn – keine Parteien, die solche radikalen Gruppen unterstütz­en würden. Alle distanzier­ten sich sofort. Allerdings fällt die Zeitung Democracij­a der rechtskons­ervativen Partei SDS mit antimigran­tischer Hetze auf. Diese Zeitung wird finanziell aus Ungarn unterstütz­t. Zudem gib es Verbindung­en zwischen der SDS und Rechtsextr­emen in Slowenien. So wurde nach dem Auftauchen der „Steirische­n Wacht“nicht nur Šiško, sondern auch Matej Lesjak festgenomm­en. Lesjak gehört zum Vorstand der Jugendpart­ei der SDS.

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Der rechtsextr­eme Politiker Andrej Šiško erreichte durch das Video und die Verhaftung Bekannthei­t.
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Mit Kalaschnik­ow und Axt für die „Verteidigu­ng“der Steiermark.

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