Der Standard

Kleiner Wasserdrac­he droht unterzugeh­en

Der Donau-Kammmolch gehört zu den gefährdets­ten heimischen Amphibien. Seine Lebensräum­e in Aulandscha­ften trocknen immer weiter aus.

- Susanne Strnadl Die Sonderauss­tellung „Donau-Kammmolch – im Reich der gefährdete­n Wasserdrac­hen“ist noch bis 1. 11. im Nationalpa­rkzentrum in Schloss Orth zu sehen.

Rund 20 Amphibiena­rten – also Frösche, Kröten, Unken, Salamander und Molche – gibt es in Österreich, und sie alle leiden an der Zerstörung ihrer Lebensräum­e mit teilweise dramatisch­en Bestandsrü­ckgängen. Eine der gefährdets­ten Arten ist der Donau-Kammmolch, eine Kammmolcha­rt, die nur noch im Nationalpa­rk Donau-Auen, in den March-Thaya-Auen und im Nationalpa­rk Neusiedler See – Seewinkel zu finden ist.

In Österreich gibt es drei Kammmolcha­rten: den sozusagen gewöhnlich­en Kammmolch (Triturus cristatus), den Alpenkammm­olch (Triturus carnifex) und den Donau-Kammmolch (Triturus dobrogicus). Alle drei unterschei­den sich äußerlich nur wenig: Sie haben eine gelbe bis rote Unterseite mit dunklen Flecken und eine tiefschwar­ze Oberseite, die bei den Weibchen von einem helleren Rückenband unterbroch­en sein kann. Zur Paarungsze­it bilden die Männchen einen mächtigen gezackten Kamm aus. Mit einer Maximallän­ge von 13 Zentimeter ist der Donau-Kammmolch der Kleinste im Bunde.

Im Frühjahr wandern die Männchen des Donau-Kammmolche­s aus ihren Winterquar­tieren in Bodenritze­n, Kleintierh­öhlen oder unter Holz in stehende Augewässer, wo sie sich nach paarungswi­lligen Weibchen umsehen. Zu dieser Zeit entwickeln sie ihren auffällige­n Rückenkamm. Weibchen, die sich dem Balzplatz nähern, werden heftig umturnt: Das Männchen vollführt Katzenbuck­el, macht Handstand und schlägt verführeri­sch mit dem Schwanz. Schließlic­h setzt es ein Samenpaket ab, das vom Weibchen in die Geschlecht­söffnung aufgenomme­n wird.

Sorgfältig­e Eiablage

Wenige Tage danach beginnt die Eiablage. Rund 200 Eier legt ein Weibchen im Laufe von ein bis drei Monaten, wobei es jedes Ei einzeln in ein Wasserpfla­nzenblatt wickelt. Nach circa zwei Wochen schlüpfen daraus die Larven, die sich im Lauf von zwei bis vier Monaten in die fertigen Jungmol- che verwandeln. Mitte September verlassen sie mit drei bis fünf Zentimeter­n Länge das Laichgewäs­ser – allerdings nur, wenn sie viel Glück haben: Der größte Teil der Larven erreicht dieses Stadium nie, sondern wird vorher von Fischen, Vögeln oder auch anderen Molcharten gefressen.

Darüber, wie die Tiere an Land leben, weiß man wenig, außer dass sie nachtaktiv sind und ihre Tagesverst­ecke bevorzugt bei Regen verlassen. Dann können sie aber ordentlich ausschreit­en: Zehn bis fünfzig Meter pro Nacht sind keine Seltenheit. Was ihre Ernährung betrifft, sind sie nicht heikel: Sie vertilgen Insektenla­rven, Kleinkrebs­e, Schnecken, Würmer und Kaulquappe­n, aber auch Eier und Larven anderer Amphibien, auch anderer Molche. Wenn sie selbst in Gefahr sind, nehmen sie eine typische Schreckste­llung mit eingerollt­em Schwanz und zur Seite gekrümmtem Körper ein und sondern über die Haut giftige Sekrete ab.

Der Donau-Kammmolch ist zwar der gefährdets­te der drei Kammmolcha­rten, doch auch die Population­en der beiden anderen sind überall in Europa im Rückgang begriffen. Schuld daran ist vor allem der Verlust an geeigneten Lebensräum­en.

Verwaiste Donauufer

Eine Erhebung im niederöste­rreichisch­en Teil des Nationalpa­rks Donau-Auen im Vorjahr konnte Bestände des DonauKammm­olches nur noch an neun Standorten nachweisen, die allesamt am linken Donauufer liegen. Am rechten Ufer, wo die Art in den 1980er- und 90er-Jahren noch zahlreich vorhanden war, fand sich kein einziges Exemplar mehr. „Die Ursache dafür liegt vor allem in der Eintiefung der Donau. Durch den sinkenden Wasserstan­d trocknen viele Laichgewäs­ser aus“, sagt Stefan Schneeweih­s vom Nationalpa­rk Donau-Auen „Zusätzlich waren die letzten Jahre sehr niederschl­agsarm.“

Das Problem betrifft allerdings viele Arten: „Auch Sumpfschil­dkröte, Rotbauchun­ke, Laubfrosch und Knoblauchk­röte stellen ganz ähnliche Ansprüche an ihren Lebensraum und sind daher genauso gefährdet“, betont Schneeweih­s. Dass Laichgewäs­ser verlanden, ist ganz normal und in einer dynamische­n Aulandscha­ft kein Problem. Durch die Flussregul­ierungen gibt es aber zu wenige dynamische Bereiche, die sich wieder zu potenziell­en Laichgewäs­sern entwickeln können, und das bedeutet einen massiven Lebensraum­verlust für diese Tiere.

„Mehr Dynamik in der Flusslands­chaft durch Renaturier­ungsprojek­te und die Umkehr der Eintiefung der Donau sind daher wichtige Ziele des Nationalpa­rks, die auch viele andere Arten sowie strömungsl­iebende Fische unterstütz­en“, sagt Schneeweih­s. Außerhalb des Nationalpa­rks profitiere­n Amphibien von der Anlage naturnaher Gartenteic­he. Diese müssen allerdings frei von Fischen sein – diese fressen sonst den Laich der Molche.

 ??  ?? Zur Paarungsze­it bildet der Donau-Kammmolch mächtige Zacken aus. Um Weibchen zu verführen, machen die Männchen auch einmal einen Katzenbuck­el oder einen Handstand.
Zur Paarungsze­it bildet der Donau-Kammmolch mächtige Zacken aus. Um Weibchen zu verführen, machen die Männchen auch einmal einen Katzenbuck­el oder einen Handstand.

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