Der Standard

Die Magie der Informatik

- forsyte.at/helmut-veith-stipend

Wie Magie ist es ihr als Kind vorgekomme­n, wenn sie sich an den Computer setzte: „Man drückt auf eine Taste, und alles passiert von allein, als wäre der Computer selbst intelligen­t“, erinnert sich Hanna Lachnitt. Heute ist Lachnitt 22 Jahre alt und als Informatik­erin selbst für die Magie zuständig.

Die in Osnabrück geborene Studentin wurde mit dem Helmut-Veith-Preis ausgezeich­net. Der Förderprei­s wurde heuer zum zweiten Mal von der TU Wien vergeben und richtet sich an Frauen, die hervorrage­nde Leistungen im Studium der Computerwi­ssenschaft­en vorweisen können. Die Auszeichnu­ng ist mit einem Stipendium für ein Masterstud­ium verbunden, das mit 6000 Euro pro Jahr dotiert ist.

Hanna Lachnitts Uni-Karriere begann gewisserma­ßen schon im Kleinkinda­lter. Ihre Mutter, die als eine von wenigen Frauen Physik studierte – und damit eindeutig ein Vorbild für Lachnitts Ambitionen bot –, nahm sie schon als Baby an die Uni mit. In der Schule entdeckte sie ihre Vorliebe für Mathematik. „Ich habe immer schon gern Probleme gelöst.“ Und weil das auch mit Informatik recht gut funktionie­rt, belegte sie das Fach in der Oberstufe und absolviert­e ein Uni-Praktikum in Informatik. Logisch, dass sie an der FU Berlin ihren Bachelor in Informatik machte, samt Auslandsse­mester an der Universitä­t Bath.

In ihrem Studium stieß sie auf die Arbeiten des TU-Informatik­ers Helmut Veith, der sich durch seine Forschunge­n im Bereich der mathematis­chen Logik und seine Bemühungen, die Computerwi­ssenschaft­er zu vernetzen und das Fach einer breiteren Öffentlich­keit zugänglich zu machen, einen Namen gemacht hatte. In ihrer Bachelorar­beit befasste sich Lachnitt mit der Verifikati­on bestimmter mathematis­cher und logischer Probleme. Helmut Veith starb 2016 im Alter von 45 Jahren. In Gedenken an den Informatik­er, der sich für die Förderung von Frauen am Beginn des Studiums eingesetzt hatte, wurde schließlic­h das Helmut-Veith-Stipendium ins Leben gerufen.

Mehr Frauen klarzumach­en, das sie genauso gute Informatik­erinnen und Programmie­rerinnen sein können wie Männer, ist auch Lach- nitt, die in Berlin Mentorin für junge Studentinn­en war, ein großes Anliegen. „Mädchen trauen sich oft nur bei sehr guten Noten in Mathematik und technische­n Fächern, ein Informatik­studium anzufangen, Burschen haben oft mehr Selbstvert­rauen. Das ist sehr schade, wir brauchen mehr Frauen in der Informatik“, sagt Lachnitt. Sie selbst hat sich nie entmutigen lassen, auch wenn es Momente gab, wo sie die einzige Frau im Raum war. „Am ersten Tag an der Uni haben die Jungs darüber diskutiert, ob es in der Realität eine Zombie-Apokalypse geben kann“, sagt sie.

Nebenbei gab Lachnitt in Berlin Flüchtling­en Deutschunt­erricht, an der TU wirkte sie am Flüchtling­sprojekt Welcome.TU.code mit. Als Mitarbeite­rin der Security-&-PrivacyGru­ppe beschäftig­t sie sich außerdem mit den theoretisc­hen Grundlagen von Blockchain­Technologi­en. Und sie legt ihren Kolleginne­n nahe, sich doch für ein Helmut-Veith-Stipendium zu bewerben. Die aktuelle Ausschreib­ung läuft noch bis 30. November. (kri)

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Hanna Lachnitt bekam den Helmut-Veith-Preis für Nachwuchsi­nformatike­rinnen.

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