Der Standard

Ministeriu­m rudert bei Kürzung für AMS zurück

Die Kürzung des AMS-Budgets auf eine Milliarde Euro für 2019 ist vom Tisch. Das Sozialmini­sterium will einen strittigen Geldtopf freigeben. Noch gibt es aber keine Einigung mit dem Finanzmini­sterium.

- András Szigetvari

Über die Finanzieru­ng der aktiven Arbeitsmar­ktpolitik in Österreich tobt seit Wochen ein Streit. Im August wurde bekannt, dass das Arbeitsmar­ktservice (AMS) im kommenden Jahr womöglich mit deutlich weniger Geld auskommen muss als geplant. Von einer Kürzung in Höhe von 220 Millionen Euro war die Rede.

Auf Basis der mehrjährig­en Finanzplan­ung der türkis-blauen Regierung war die Geschäftsf­ührung des AMS davon ausgegange­n, dass im kommenden Jahr ein Budget von etwa 1,251 Milliarden Euro für Arbeitsmar­ktförderun­g zur Verfügung stehen wird. Stattdesse­n stand aber plötzlich im Raum, dass das Budget auf rund eine Milliarde Euro gekürzt wird. Nach Informatio­nen des STANDARD ist dieser Plan allerdings wieder vom Tisch. Vom Sozialmini­sterium wurde dem AMS dem Vernehmen nach mitgeteilt, dass man sich an der Budgethöhe von 1,251 Milliarden für das kommende Jahr „orientiere­n“könne.

Der Budgetstre­it drehte sich um die sogenannte Finanzrese­rve. Das AMS-Gesetz schreibt vor, dass laufend eine Arbeitsmar­ktrücklage gebildet werden muss. Dieses Reservebud­get ist für arbeitsmar­ktpolitisc­he Maßnahmen bei besonderem Bedarf gedacht. Es speist sich aus mehreren Quellen. Unter anderem werden Beiträge von Versichert­en über 60 Jahre zur Arbeitslos­enversiche­rung dafür verwen- det. Rund 400 Millionen Euro haben sich über diesen Reservepos­ten bisher im Lauf der Jahre angesammel­t, das Geld wird vom AMS veranlagt.

In den vergangene­n Jahren konnte die AMS-Geschäftsf­ührung bei der Budgeterst­ellung immer auf Teile der Rücklage zugreifen. Das war auch der Plan von AMS-Vorstand Johannes Kopf für 2019: Die AMS-Geschäftsf­ührung wollte 170 Millionen für aktive Arbeitsmar­ktpolitik und rund 50 Millionen für AMS-Personalko­sten aus der Reserve nehmen.

Dagegen gab es Widerständ­e innerhalb des Sozial- und des Finanzmini­steriums. Eine Theorie lautete, dass die beiden Ministerie­n die Reserve weiter anwachsen lassen wollen, um zum Beispiel ab 2020 eine Steuerrefo­rm damit zum Teil zu finanziere­n.

Das Sozialmini­sterium unter Beate Hartinger-Klein (FPÖ) hat den Widerstand offenbar aufgegeben und plädiert nun dafür, die Reserve für die Arbeitsmar­ktpolitik einzusetze­n. Keine Einigung in der Sache gibt es aber noch mit dem Finanzmini­sterium.

Aus dem Finanz- und Sozialmini­sterium wollte sich auf Anfrage niemand offiziell zum Thema äußern, da die Verhandlun­gen noch laufen würden. Auch im Büro von AMS-Chef Johannes Kopf gab es keine Stellungna­hme auf Anfrage des STANDARD.

Allerdings sollen sich nicht nur Vertreter der Arbeitnehm­er gegen eine weitergehe­nde Budgetkürz­ung beim AMS ausgesproc­hen haben, sondern auch Arbeitgebe­r. Das Budget des AMS muss vom Verwaltung­srat abgesegnet werden, in dem neben Vertretern des Sozial- und des Finanzmini­steriums auch solche der Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r sitzen.

Die genaue Informatio­n über die Finanzmitt­el wird der Verwaltung­srat am Donnerstag erhalten. Welche Schwerpunk­te das AMS im kommenden Jahr setzen kann, soll sich erst im November entscheide­n.

Wiederkehr­ender Streit

Für die kommende Woche hat die türkis-blaue Regierung zu einem Arbeitsmar­ktgipfel geladen. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) hat als Ziel ausgegeben, die Zahl der Arbeitslos­en um 100.000 zu senken. Einen Zeithorizo­nt nannte er dafür nicht.

Arbeitsmar­ktexperten erwarten aber, dass auch das AMS in die Bemühungen eingebunde­n wird, was ebenfalls dagegen sprechen würde, das Budget der Einrichtun­g zusammenzu­streichen. Bereits im Februar war ein Streit um die Arbeitsmar­ktmittel ausgebroch­en. Damals ging es um das Budget für 2018: Die Regierung hatte die AMS-Mittel im Vergleich zum Voranschla­g von Ex-Sozialmini­ster Alois Stöger (SPÖ) gekürzt.

Wegen der deutlich verbessert­en Konjunktur­lage ist die Zahl der Arbeitslos­en aber auch unerwartet stark zurückgega­ngen. Pro Kopf sind die Ausgaben des AMS also heuer etwa auf dem Niveau des Vorjahrs geblieben. Auch für das kommende Jahr wird es einen weiteren Rückgang bei der Zahl der Arbeitslos­en geben, weil die Konjunktur in Österreich nach wie vor sehr rund läuft.

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Das AMS-Budget wird schrumpfen. 1,4 Milliarden Euro gibt das AMS heuer für Arbeitsmar­ktpolitik aus, 2019 sollen es 1,2 Milliarden sein. Zwischendu­rch war sogar von weitergehe­nden Kürzungen die Rede.

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