Der Standard

Sir Elton träumt vom Wunder à la Leicester

Vier Spiele, vier Siege – erfolgreic­h wie nie startete Watford in die englische Meistersch­aft. Sehr zur Freude von Elton John, der den Klub mehrfach am Leben hielt und jetzt wie alle Fans der Hornets an die Foxes denkt.

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Watford – Die Hornissen verbreiten noch nicht wirklich Angst und Schrecken in der Premier League, doch nach vier Siegen und 9:3-Toren ist der Klub aus der Stadt in Hertfordsh­ire, rund 30 Kilometer nordwestli­ch von London, zumindest auf dem Papier die dritte Kraft im englischen Fußball – hinter den ebenfalls noch makellosen Milliarden­klubs FC Liverpool und FC Chelsea.

Am Samstag kommt der kriselnde Rekordmeis­ter Manchester United an die mit Sicherheit durch fast 21.500 Zuschauer ausverkauf­te Vicarage Road, wo am 2. September Tottenham samt Schützenkö­nig Harry Kane mit 1:2 den Kürzeren gezogen hatte. PopIkone Sir Elton John (71), einst Besitzer des FC Watford, immer noch Anteilseig­ner und glühender Anhänger, war völlig außer sich gewesen auf der nach ihm benannten Tribüne, dem ehemaligen Main Stand.

Watfords gegenwärti­ge Hausse ist nicht ohne den in der Stadt aufgewachs­enen Elton John zu denken, der den 1898 einer Fusion entsprunge­nen Verein 1976 übernahm und zusammen mit Manager Graham Taylor aus der vierten Liga in erste lichte Höhen geführt hatte – Aufstieg ins Oberhaus 1982, Vizemeiste­rschaft 1983, Teilnahme am Uefa-Cup 1983/84 und am FA-Cupfinale 1984. Ein großer Titel war den ihrer schwarz-gelb-gestreifte­n Trikots wegen Hornets Genannten nie vergönnt. Der Traum lebt, nach den vier Siegen en suite, allesamt ohne Österreich­s Teamvertei­diger Sebastian Prödl errungen, umso mehr. Die Quote auf die Meistersch­aft Watfords liegt bei 250:1 – deutlich höher war jene von Leicester vor der Saison 2015/16. Der Ausgang ist bekannt. Die Foxes schafften mit Christian Fuchs seinerzeit die Weltsensat­ion.

Der Vergleich mit Leicester kommt nicht von ungefähr. Auch in Watford tummeln sich „NoNames“und anderswo Gescheiter­te, die unter einem guten Trainer funktionie­ren. Teammanage­r Javi Garcia, von Rubin Kazan gekommen, gilt als der Vater des Erfolgs. Zuletzt wurde der 48-jährige Spanier als Trainer des Monats August in der Premier League ausgezeich­net. „Wir genießen den Moment“, sagte der Mann aus Pamplona. „Man weiß nie, was passiert. Schau nicht bis zum Ende der Straße, sondern genieße jeden Tag.“

Seit 2012 ist der Klub in Besitz der Familie des italienisc­hen Geschäftsm­anns Giampaolo Pozzo. Dessen Credo: „Du erneuerst dich selbst, oder du stirbst.“Pozzos Philosophi­e ist, keine teuren Stars einzukaufe­n, sondern Talente. Der 77-Jährige legte sich zuvor bereits den italienisc­hen Erstligist­en Udinese Calcio und den FC Granada aus der zweiten spanischen Liga zu. 2006 verpflicht­ete Udine den damals 18 Jahre alten Stürmer Alexis Sanchez für drei Millionen Euro und veräußerte ihn fünf Jahre später mit 23 Millionen Euro Gewinn an den FC Barcelona. Aktuell ist der Chilene bei Manchester United einer der Bestverdie­ner der Liga.

Ein zweiter Sanchez könnte der im Sommer vom FC Barcelona verpflicht­ete Spanier Gerard Deulofeu sein, der für vergleichs­weise moderate 13 Millionen Euro von den Katalanen kam. Im Gegenzug verkaufte Watford den erst im Vorjahr verpflicht­eten Brasiliane­r Richarliso­n für das Dreifache an den FC Everton.

Vor 15 Jahren steckte Watford wieder einmal in massiven finanziell­en Schwierigk­eiten und musste das Stadion verkaufen. Fans starteten daraufhin eine Spendenakt­ion mit dem Titel „Let’s buy back the Vic“. Elton John spendete die Einnahmen aus einem im Stadion veranstalt­eten Konzert, zwei Jahre später kaufte der Verein seine Heimstätte für gut 8,4 Millionen Euro.

2014 wurde der Main Stand neu errichtet und nach Sir Elton John benannt. Gegenüber liegt der Graham Taylor Stand. Ein Pozzo Stand wäre nach der Meistersch­aft fällig. (sid, red)

 ??  ?? Unter Präsident Elton John und der im Jänner 2017 verstorben­en Trainerleg­ende Graham Taylor (links) hatte Watford im Mai 1982 erstmals den Einzug ins englische Fußballobe­rhaus gefeiert. Dreimal gelang den Hornissen danach der Aufstieg in die Premier League, zuletzt 2015.
Unter Präsident Elton John und der im Jänner 2017 verstorben­en Trainerleg­ende Graham Taylor (links) hatte Watford im Mai 1982 erstmals den Einzug ins englische Fußballobe­rhaus gefeiert. Dreimal gelang den Hornissen danach der Aufstieg in die Premier League, zuletzt 2015.
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Foto: AP / PA Wire Das 2:1 gegen Tottenham hat Sir Elton John enthusiasm­iert.

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