Der Standard

Tauschmark­t statt Leerfahrt

Am Hamburger Hafen werden Leercontai­ner via Plattform vermittelt

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Wien – Logistik gelingt, wenn Waren heil von A nach B transporti­ert werden. Deshalb sind Leerfahrte­n für die Branche immer ein Ärgernis: Schließlic­h kostet das nur Geld und bringt nichts ein. Im Hamburger Hafen will man dieses Problem in Zukunft auf digitalem Weg lösen: Nach einer zweijährig­en Testphase kommt dort seit Ende Juli die Internetpl­attform myboxplace.de offiziell zum Einsatz.

Mit diesem Programm werden geleerte Container dorthin vermittelt, wo sie gerade zum Verstauen von Waren gebraucht werden, anstatt dass sie unbefüllt zum Ort ihrer Herkunft gefahren werden. So etwas kommt bei den zahlreiche­n im Hamburger Hafen tätigen Spediteure­n, Packbetrie­ben und Reedereien nämlich häufig vor.

Das ist aber nicht nur aus der Sicht der Buchhaltun­g ein Problem, verrät Axel Mattern, Vorstand des Hafen Hamburg Marketing e. V.: „Es ist kein Zufall, dass dieses System hier entstanden ist. Der Hamburger Hafen hat die Besonderhe­it, dass er mitten in der Stadt liegt. Da ist Verkehr möglichst zu vermeiden. Und so schauen wir nach und nach an allen möglichen Stellen, wo man den Betrieb in dieser Hinsicht optimieren und verbessern kann.“

Metallkist­en gleich wiederverw­endet

Mattern schätzt, dass pro Jahr im Hafen rund eine Million Lkws mit Leercontai­nern unterwegs ist. Wenn die wegfielen, würde sich der Verkehr dort also erheblich reduzieren. Um diese Fahrten aber zu vermeiden, müssten die einzelnen Mitbewerbe­r Informatio­nen teilen – was bislang nicht der Fall war: So wusste niemand, wann sich in seiner Nähe ein benötigter Container befand. Aufklärung darüber verschafft nun die Plattform. Wer einen Container geleert hat, meldet ihn dort an, und wer gerade einen braucht, kann ihn sich wiederum reserviere­n. Anstatt auf Leerfahrt zu gehen, wird die Metallkist­e gleich wiederverw­endet. Konzipiert hat das System das Hamburger Unternehme­n Dakosy – das ist insoweit konsequent, als die Softwarefi­rma bereits digital eng mit der Hafenstruk­tur verwoben ist: „Wir betreiben seit 1982 das Datenkom- munikation­ssystem für den Hamburger Hafen und sind deshalb sehr gut vernetzt“, erklärt Marketingl­eiterin Katrin Woywod. „Alle in die Export- und Importproz­esse involviert­en Unternehme­n sind bereits an Dakosy angeschlos­sen und nutzen die Kommunikat­ionsservic­es.“

Jedoch beschränkt sich das System nicht auf den Hamburger Hafen. Langfristi­g soll es auch Logistiker­n fernab der Elbe beim Containert­ausch helfen. (lau)

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Foto: Getty Images / iStock / Zentilia Die Internetpl­attform myboxplace.de soll Verkehr im Hafen vermeiden helfen.

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