Der Standard

Keine Anti- Sexismus-Kurse

Tätigkeit von Bauer-Jelinek für Parlament beendet

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Wien – Die Tätigkeit von Christine Bauer-Jelinek für das Parlament ist zu Ende – so wie geplant, heißt es aus der Parlaments­direktion. Im Vorjahr wurde die Psychother­apeutin und Machtexper­tin von der damaligen Nationalra­tspräsiden­tin Elisabeth Köstinger (ÖVP) beauftragt, eine Prävention­s- und Beratungss­telle gegen sexuelle Belästigun­g im Parlament aufzubauen.

Irritieren­de Aussagen

Zuletzt sorgte aber Bauer-Jelineks Auftritt in der ORF-Sendung Im Zentrum für Irritation, weil sie Sexismus als „Alltagsblö­deleien“abtat und erklärte, man könne „mit Sex auch viel erreichen“.

Dass der Auftritt das Ende der Zusammenar­beit mit dem Parlament beschleuni­gt haben könnte, weist Karl-Heinz Grundböck, Sprecher der Parlaments­direktion, im STANDARD- Gespräch zurück: „Der Zeitpunkt ist zufällig.“

Bauer-Jelinek sei zunächst beauftragt worden, ein Konzept für eine Beratungss­telle zu erarbeiten, das habe sie getan. Bereits im August wurde eine Ausschreib­ung gestartet, wer die Clearing- und Beratungss­telle künftig betreuen soll, das Auswahlver­fahren sei nun abgeschlos­sen. Zwei Psychother­apeuten – ein Mann und eine Frau –, die schon über ein Beratungsa­ngebot, also eine Praxis, verfügen, sollen Vertragspa­rtner des Parlaments werden. Abgeordnet­e können via Mail oder Telefon mit ihnen Kontakt aufnehmen und das weitere Vorgehen beraten. Das Angebot, das sich an alle Parlamenta­rier und Parlaments­mitarbeite­r richtet, ist als Schnittste­lle geplant.

Anti-Sexismus-Kurse für Abgeordnet­e waren nie geplant, betont Grundböck. Er spricht von einem Missverstä­ndnis, Bauer-Jelinek wollte allen Parlaments­mitarbeite­rn zum Abschluss das Konzept der Clearingst­elle vorstellen.

Die Psychother­apeutin dürfte zudem die Causa Dönmez dafür genutzt haben, mit verschiede­nen Medienauft­ritten sich und ihr neues Buch im Gespräch zu halten. Dönmez hatte in einem sexistisch­en Tweet eine deutsche Politikeri­n herabgewür­digt und damit die Debatte über sexistisch­es Verhalten in der Politik wieder neu entfacht. (mte)

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