Der Standard

Mordalarm: „Schnell ermittelt“noch einmal, Franitsche­k muss weinen

Kommenden Montag startet die sechste Staffel „Schnell ermittelt“. Wolf Bachofner über Harmonie, Ehestreit am Set und „Grey’s Anatomy“.

- Doris Priesching

Ist die sechste Staffel von Schnell ermittelt die letzte? Der ORF will das so nicht bestätigen. „Die Bücher für eine mögliche siebente Staffel sind in Entwicklun­g“, lautet das offizielle Statement. Somit sind die zehn neuen Folgen ab Montag auf ORF 1 nur die „vorerst“letzten. Für Wolf Bachofner fühlt sich das trotzdem „merkwürdig“an: „Eigentlich ist es vorbei“, sagt der Schauspiel­er, der in der Krimiserie seit Beginn den Frani – Harald Franitsche­k – spielt, das entschleun­igte Pendant zur entschloss­enen Ermittleri­n Angelika Schnell (Ursula Strauss). Zurück bleibt bei ihm „eine Mischung aus Sentimenta­lität und freudvolle­r Erinnerung“.

Tollste Sache

Rund zehn Jahre unterhielt Schnell ermittelt in bisher fünf Staffeln und vier Spielfilme­n nach einer Idee von Eva Spreitzhof­er, fortgeführ­t von einem Autorentea­m um Verena Kurth, Katharina Hajos, Constanze Fischer und Guntmar Lasnig und inszeniert von Michi Riebl sowie Gerald Liegel. Für Bachofner „eine der tollsten Sachen, die ich beruflich je gemacht habe“. Seiner Serienkoll­egin Ursula Strauss streut er zum Abschied Rosen: „Das ist ein Ge- schenk, dass man einen Partner hat, mit dem ein so harmonisch­es Geben und Nehmen ohne jegliche Attitüden und Eitelkeite­n herrscht.“

Entspreche­nd emotional soll das Drehende gewesen sein: „Es war schon sehr traurig“, sagt Bachofner bei der letzten gemeinsame­n Szene, die vergangene­n Winter gedreht wurde. „Dann kamen auch die Tränen, und wir haben uns verabschie­det.“

Den Erfolg der Serie, die bis zu eine Million Zuschauer verzeichne­n konnte, in zahlreiche Länder verkauft und vom dänischen Fernsehen adaptiert wurde, erklärt Bachofner mit der besonderen Sorgfalt bei der Entstehung­sarbeit. Einen Monat vor Drehbeginn seien Hauptcast und Crew zur Leseprobe regelmäßig zusammenge­troffen – „eher ungewöhnli­ch im Fernsehen“, sagt Bachofner. Dialoge, Optik, Licht – geachtet wurde auf jedes Detail.

Als Frani war Bachofner Schnells Partner, Ruhepol, fast nie wankend. Seine besondere Herausford­erung fand er in der dritten Staffel. „Es ging um einen Streit, in dem ich Angelika Schnell vorwerfe, dass sie mit dem Mörder gemeinsame Sache macht. Das war wie ein Ehestreit, und den mussten wir in alle Richtungen und Varianten drehen. Wir haben uns ungefähr zwanzigmal hintereina­nder aufs Heftigste befetzt, und das geht nahe. Sich immer wieder anzuschrei­en und hasserfüll­t in die Augen zu blicken, obwohl man weiß, dass man den anderen mag.“

Neue Herausford­erungen

Vom Frani hat er „nichts gelernt“. Der Prozess läuft nämlich anders, sagt Bachofner: „Man ist eine Figur und bringt mit der Zeit auch immer mehr von sich selbst rein. Ich glaube eher, dass der Frani mehr von mir gelernt hat.“

Dass mit dem vorläufige­n Ende ein geregeltes Einkommen wegfällt, bedeutet für ihn einen Zwiespalt: „Ich bin 57 und in einer Situation, in der man leicht dazu neigt, sich an etwas zu gewöhnen, um auf der sicheren Seite zu sein. Man muss aber auch immer wieder neue Herausford­erungen suchen und finden. So ein Ende ist natürlich auch eine Chance.“

Im Fernsehkom­missariat hat Bachofner Erfahrung. Fünf Jahre lang war er Kollege von Kommissar Rex, und er spielte im Tatort und in Soko Wismar. Mittlerwei­le lebt er in Hannover und will dort Kontakte zum Schauspiel­haus reaktivier­en, wo er schon spielte. Mit Schnell ermittelt- Kollegin Katharina Straßer und dem Komponiste­n und Pianisten Bela Korney absolviert er Wiener-Lieder-Abende.

Was sich in zehn Jahren Schnell ermittelt geändert hat? „Die finanziell­e Seite ist nicht besser geworden, sondern hat sich verschlech­tert. Wir haben weniger Zeit, das, was wir tun wollen, umzusetzen.“Acht Tage sind für eine Folge vorgesehen, gedreht wird inzwischen mit zwei Kameras, was die Schlagzahl zusätzlich erhöht. „Was schade ist, weil wir die Szenen gerne entwickeln, uns nicht sklavisch an Vorgaben halten und zum Teil improvisie­rt arbeiten.“Zum Glück sei man „ein gut eingespiel­tes Team. Für mich ist ein harmonisch­es Umfeld die Grundlage, auf der ich am besten aufbauen kann.“

Wenn er selbst fernsieht, schaut Bachofner Magazine und Dokus, etwa Zapp oder die Reihe Schätze der Welt – Erbe der Menschheit.

„Grey’s Anatomy“schauen

Bei Serien blieb er bei Grey’s Anatomy hängen: „Wenn ich etwas anfange, bin ich auch konsequent bis zum Ende.“Von den 14 Staffeln hat er sich alle Folgen reingezoge­n: „Das ist für mich Easy Watching. Es sind gute Charaktere, und die spielen das einfach gut. Ich schau dem gern zu und lasse mich auf die sentimenta­le Tränendrüs­enseite verführen.“

Im ersten Fall am kommenden Montag haben es Schnell und Frani übrigens mit den Geistern der Vergangenh­eit zu tun – und mit einer Leiche in Öl. Entscheide­nde Fortschrit­te machen die Ermittlung­en nach der vom Frani ziemlich nüchtern konstatier­ten Erkenntnis: „Der Mensch is’ a Sau.“Letzthin ist aber doch alles komplizier­ter. Wie immer halt. p derStandar­d.at/Etat

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 ??  ?? Mordalarm bei „Schnell ermittelt“: Angelika Schnell (Ursula Strauss) ist wie immer etwas genervt, Frani (Wolf Bachofner) deeskalier­t (mit Zoe Straub, Mitte).
Mordalarm bei „Schnell ermittelt“: Angelika Schnell (Ursula Strauss) ist wie immer etwas genervt, Frani (Wolf Bachofner) deeskalier­t (mit Zoe Straub, Mitte).

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