Der Standard

Kickl will schon auf Rettungssc­hiffen Flüchtling­e überprüfen

Das zweitägige Treffen der EU-Innenminis­ter in Wien brachte einen deftigen Schlagabta­usch zwischen Salvini und Asselborn

- Florian Niederndor­fer

Wien – Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) will die Schutzwürd­igkeit von Flüchtling­en bereits auf jenen Schiffen prüfen, die sie aus dem Mittelmeer retten. Diesen Vorschlag machte er am Freitag bei der EU-Innenminis­terkonfere­nz in Wien.

Für einen Eklat sorgten die Minister von Italien, Matteo Salvini, und von Luxemburg, Jean Asselborn. Letzterer beendete ein Wortgefech­t über Migrations­politik mit „Merde alors!“(Scheiße noch mal). (red)

Wien – Während vor den Türen des Austria Center auf der Wiener Donauplatt­e am Freitag der Wind pfiff, machte sich dahinter bei dem informelle­n Treffen der EU-Innenminis­ter anlässlich des österreich­ischen Ratsvorsit­zes schon zu früher Stunde dicke Luft breit. Zu tief waren schon vorab die Gräben, die sich in puncto Sicherheit­s- und Migrations­politik zwischen den EU-Ländern auftun. Die Spannung sollte sich schließlic­h entladen.

„Merde alors“, also „Scheiße noch mal“, schmettert­e der Lu- xemburger Jean Asselborn seinem italienisc­hen Kollegen entgegen. Matteo Salvini, der zu Hause den Wählern seiner rechten Lega im Wort steht, hatte sich davor über das Credo des Sozialdemo­kraten mokiert, wonach Europa Zuwanderer brauche, um der Überalteru­ng entgegenzu­wirken. „Wenn ihr in Luxemburg neue Migration braucht – in Italien helfe ich lieber den Italienern, dass sie wieder Kinder machen.“

Asselborn wusste die Provokatio­n mit einer Retourkuts­che zu parieren, schließlic­h seien zahlreiche italienisc­he Migranten nach Luxemburg gekommen, „weil ihr nicht für eure Kinder sorgen konntet in Italien“– und verließ daraufhin wutentbran­nt den Saal, ohne zum Fototermin der Innenminis­ter zu erscheinen.

Die Bemühungen auf dem politische­n Parkett im Austria Center zeitigten hingegen nur spärlich Handfestes.

Kontrollen auf Schiffen

So ließ das halbe Dutzend afrikanisc­her Länder, die auf Einladung von Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) Delegation­en auf die Donauplatt­e schickten, ihren Gastgeber mit dessen Begehr nach Anlandepla­ttformen für Migranten abblit- zen. EU-Migrations­kommissar Dimitris Avramopoul­os wiederum fuhr eine Schelte vonseiten Kickls ein. Er möge doch etwas mehr Geduld haben und den Bemühungen um einen Deal mit den Ländern Nordafrika­s eine Chance geben.

Man solle die Schutzwürd­igkeit von Migranten dann inzwischen eben auf jenen Schiffen prüfen, die sie aus dem Mittelmeer gerettet haben, regte Kickl wenig später an. Als Nebeneffek­t würden „die Schiffe für weitere Schleppere­ien aus dem Verkehr gezogen“. Salvini, in der Früh noch echauffier­t, gab sich schließlic­h zufrieden: „Ich bin dafür.“

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Foto: APA/Punz Wer zuletzt lacht: Avramopoul­os (li.), Salvini, Kickl (weiter re.).

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