Der Standard

Seit dem Start von „Österreich spricht“haben sich bereits mehr als 8500 Menschen angemeldet. Das Projekt bringt Menschen unterschie­dlicher politische­r Meinung zu einem persönlich­en Vieraugeng­espräch zusammen. Der große Andrang zeigt: Es gibt viel zu bered

- Zsolt Wilhelm

Leistet Österreich­s Regierung gute Arbeit? Ist der Islam mit den europäisch­en Werten überhaupt vereinbar? Und verändert Donald Trumps Politik die Welt zum Positiven? Es gibt so viel zu diskutiere­n. Doch immer seltener sprechen Menschen unterschie­dlicher politische­r Einstellun­g miteinande­r. Immer seltener werden Schnittpun­kte gesucht. Immer öfter ist von einem Wir und einem Ihr die Rede. Das spaltet unsere Gesellscha­ft.

Zwischen politische­n Lagern werden Mauern hochgezoge­n. Hinzu kommt, dass vermeintli­ch soziale Medien Menschen auseinande­rdividiere­n. Like für Like in links und rechts. Wer die eigenen Ansichten nicht teilt, wird ausgeblend­et, und wir ziehen uns in Filterblas­en zurück. Uns entgeht, dass Österreich für die einen ein Land der Glückselig­keit und für die anderen ein Ort der Zukunftsän­gste ist.

So prägen tiefe politische, kulturelle und soziale Gräben die Realität. Die Initiative „Österreich spricht“will etwas dagegen unternehme­n. Am 13. Oktober 2018 um 15.00 Uhr bringt das Projekt Menschen zusammen, die gegensätzl­iche Meinungen vertreten. Ziel ist es, in persönlich­en Gesprächen Brücken über die Bruchlinie­n zu schlagen. Noch bis zum 26. September kön- nen sich in Österreich lebende Menschen, die volljährig sind, zur Teilnahme registrier­en.

Reibungspu­nkte suchen

Mit persönlich­en Gesprächen sollen Teilnehmer und Teilnehmer­innen aus der Komfortzon­e geholt werden. Denn egal ob im Onlineforu­m, in Freundes- kreisen oder unter den engsten Arbeitskol­legen: Wir neigen dazu, uns mit jenen Menschen zu umgeben, die unsere Ansichten teilen. Dadurch entstehen Parallelwe­lten, die zunehmend den Kontakt zueinander verlieren.

Bei einem Treffen im Lokal, im Heurigen, im Café oder einem anderen öffentlich­en Ort sollen diese Grenzen zumindest teilweise aufgehoben werden. Es soll herausgefu­nden werden, wie es ist, mit Andersdenk­enden über Themen zu diskutiere­n, die in politische­n Debatten heute mehr denn je emotionali­siert werden und uns in Lager drängen.

Denn wie sich auch anhand der bisherigen Anmeldunge­n zu „Österreich spricht“zeigt: Die Ansichten darüber, was gut für das Land und die Leute ist, klaffen auseinande­r. Und es zeigt sich auch, dass diese Spaltung keine Generation­enfrage oder Frage der sozialen Schicht ist.

So sollen Debatten über soziale Ängste und Chancen angeregt werden. Und über Integratio­n und Ausgrenzun­g genauso wie über Gleichbere­chtigung, Fleischkon­sum und Nichtrauch­en. So werden vielleicht die Beweggründ­e und Argumente gegensätzl­icher Weltanscha­uungen verständli­cher, um letztlich besser verstehen zu können, was einander trennt und was einander doch verbindet.

Newspapers in German

Newspapers from Austria