Der Standard

Abadi gehorcht dem Ayatollah

Irakischer Premier will auf zweite Amtszeit verzichten

- Gudrun Harrer

Bagdad – Der mächtigste schiitisch­e Ayatollah des Irak – und er ist auch einer der wichtigste­n weltweit – spricht nicht selbst, sondern lässt seine Botschafte­n übermittel­n: Ali Sistani (88) hat sich in einer Botschaft auf die Seite der Demonstran­ten in Basra gestellt und eine rasche Regierungs­bildung gefordert – und zwar unter einem Premier, der nicht zu jener Gruppe von Politikern gehört, die in den vergangene­n Jahren das Sagen gehabt haben. Das inkludiert so ziemlich alle, die sich für das Amt in Position gebracht haben.

Zumindest Premier Haidar alAbadi, der die Regierungs­geschäfte in der schwierige­n Zeit 2014, als der „Islamische Staat“(IS) Teile des Irak eroberte, übernommen hat, scheint sich zu fügen. Vor der entscheide­nden Parlaments- sitzung am Samstag, in der endlich die Prozeduren zur Parlaments­präsidente­n- und Staatspräs­identenwah­l und Designieru­ng eines Premiers in Gang gesetzt werden sollen, gab er bekannt, den Weg frei machen zu wollen.

Abadi hat durch die Proteste in Basra seine zweite Chance eingebüßt. Er war zwar bei den Wahlen im Mai nur Dritter geworden, die Unterstütz­ung von Wahlsieger Muqtada al-Sadr schien ihm jedoch fast sicher. Der lässt nun wieder offen, wen er – und ob er überhaupt jemanden – unterstütz­t.

Wenngleich das Wort Sistanis Gewicht hat, so hat der schiitisch­e Klerus nicht wie im Iran eine verfassung­smäßige Rolle. Auch der Einfluss ist nicht garantiert: Der Vorgänger Abadis, Nuri al-Maliki, etwa gewann 2014 die Wahlen, obwohl ihm Sistani offen die Unterstütz­ung entzogen hatte.

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Haidar al-Abadis Chancen fielen den Protesten in Basra zum Opfer.

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