Der Standard

Manafort-Deal mit Mueller

Trumps Ex-Wahlkampfc­hef kooperiert mit Ermittlern

- Manuel Escher

Washington – Paul Manafort sei das unschuldig­e Opfer einer Verschwöru­ng – das hatte US-Präsident Donald Trump zuletzt immer wieder betont. Das Gleiche in Zukunft wieder zu sagen wird für den US-Präsidente­n ungleich schwierige­r, denn am Freitag wollte sich jemand zu den Vorwürfen äußern, der es wissen muss: Manafort selbst. Er bekannte sich vor Gericht in Washington, D.C., schuldig. Teil seines Deals mit Russland-Sonderermi­ttler Robert Mueller ist auch Kooperatio­n bei dessen Nachforsch­ungen.

Wenige Stunden zuvor war bekannt geworden, dass der frühere Lobbyist eine Übereinkun­ft mit Mueller abgeschlos­sen hatte. Demnach wollte Manafort, der von Juni bis August 2016 die Kampagne Donald Trumps geleitet hatte, zugeben, sich der Verschwöru­ng gegen die USA (ein allgemein gefasster Anklagepun­kt, der auch Steuerhint­erziehung umfasst) schuldig gemacht zu haben und die Justiz durch die Beeinfluss­ung von Zeugen behindert zu haben.

Im Gegenzug sollen RusslandEr­mittler Robert Mueller und sein Team dem 69-jährigen Manafort Garantien hinsichtli­ch der Länge seiner Haft gegeben haben. Der frühere Lobbyist, der in einem von zwei Steuerhint­erziehungs­prozes- sen bereits schuldigge­sprochen ist, soll nicht zu mehr als zehn Jahren Haft verurteilt werden können. Theoretisc­h hätten die Anklagepun­kte eine deutlich längere Haft für Manafort möglich gemacht.

Die Anklage gegen Manafort steht mit seiner Arbeit für Trump nicht unmittelba­r in Zusammenha­ng. Das Team rund um Mueller war allerdings bei seinen Nachforsch­ungen zu einer möglichen Zusammenar­beit der Trump-Kampagne mit Russland auf die Lobbying-Aktivitäte­n Manaforts für den früheren prorussisc­hen Präsidente­n der Ukraine, Wiktor Janukowits­ch, gestoßen. Manafort hatte laut der Anklage mehrere Millionen Dollar aus diesen Einkünften nicht ordnungsge­mäß versteuert. Zudem hatte er sich nicht als Auslandslo­bbyist registrier­t.

Begnadigun­g im Raum

In diesem Zusammenha­ng gab es zwei Verfahren gegen Manafort, die nun zusammenge­führt werden sollen. Im ersten der beiden war er im August von Geschworen­en teils schuldigge­sprochen worden, er selbst hatte alle Vorwürfe abgestritt­en. Trump hatte Manafort danach via Twitter gelobt, weil er nicht unter Druck der Ermittler „gebrochen“sei oder kooperiert habe. Immer wieder stellte Trump auch die Begnadigun­g Manaforts in den Raum.

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