Der Standard

Russland wandelt auf den Spuren der Türkei

Nach der türkischen hat am Freitag auch die russische Notenbank erstmals seit Jahren den Leitzins erhöht – und zwar um einen Viertelpun­kt auf 7,5 Prozent. In der Türkei wetterte Präsident Erdogan unterdesse­n gegen die eigenen Währungshü­ter.

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Nur einen Tag nach einer ähnlichen Ankündigun­g der türkischen Zentralban­k haben nun auch die russischen Währungshü­ter den Leitzins erhöht. Zentralban­kchefin Elvira Nabiullina verwies auf größere Risiken für die Preisstabi­lität und politische Risiken durch drohende Sanktionen. Der Schlüssels­atz zur Versorgung der Geschäftsb­anken mit Geld wurde daher um einen Viertelpun­kt auf 7,5 Prozent angehoben.

Die Teuerungsr­ate dürfte in Russland bis zum Jahresende auf über vier Prozent steigen, der Rubel-Verfall verstärke den Trend. Die Notenbank will daher prüfen, ob weitere Zinserhöhu­ngen angebracht sind. Die nächste Sitzung steht am 26. Oktober an.

Die Währungshü­ter in Moskau folgten damit dem Vorbild der Zentralban­k der Türkei. Diese hat den Leitzins am Donnerstag – ebenfalls im Kampf gegen eine Währungskr­ise und eine aus- ufernde Inflation – angehoben, allerdings weit kräftiger um 6,25 Punkte auf 24 Prozent.

Keine erfreulich­en Nachrichte­n für Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan. Dieser kritisiert­e die Zinserhöhu­ng heftig. Es sei der Notenbank binnen 15 Jahren nicht gelungen, ihr Inflations­ziel einzuhalte­n, so Erdogan, der die Arbeit der Währungshü­ter bereits kurz vor dem Zinsentsch­eid harsch verurteilt hatte. Das von einer Währungskr­ise und Kapitalflu­cht heimgesuch­te Land hat unter Investoren an Vertrauen verloren, weil Zweifel an der Unabhängig­keit der Notenbank aufgekomme­n sind. Erdogan sagte nun, man werde nach der Zinserhöhu­ng die Ergebnisse der Unabhängig­keit sehen können. (APA, red)

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