Der Standard

Der schwierige Weg zum Luxushotel

Das „Gesamtkuns­twerk“Palais Schwarzenb­erg samt Garten sei gefährdet, sagen Kritiker. Nein, sagt die Eigentümer­familie Schwarzenb­erg und präsentier­t einen Investor. Ein Lokalaugen­schein.

- Hans Rauscher

Die Situation: Eine alte Adelsfamil­ie besitzt seit Jahrhunder­ten ein großes historisch­es Gebäude samt großem Garten in 1-a-Lage in Wien. Doch das Haus steht seit zehn Jahren leer und bröckelt vor sich hin. Frühere Nutzungen mussten aufgegeben werden, frühere Pläne mit Investoren (Hotel, Kasino) zerschluge­n sich. Irgendwie muss das Ding erhalten werden. Aber gegen neue Pläne läuft eine nicht unbeachtli­che Gruppe von Experten und Denkmalsch­ützern Sturm. An der Spitze die bekannte Landschaft­sarchitekt­in Maria Auböck und Eva Berger, Generalsek­retärin der Österreich­ischen Gesellscha­ft für historisch­e Gärten.

Der Vorwurf: „Das Gesamtkuns­twerk Palais Schwarzenb­erg mit Garten wird in Einzelstüc­ke zerteilt und verbaut.“Die Besitzerfa­milie kontert erbost: alles nicht wahr. „Nutzungen, die das Palais und das Areal wieder stärker in die Stadt integriere­n, waren vorrangige­s Entwicklun­gsziel.“

Was ist die echte Faktenlage? Wer hat recht? Gibt es eine Lösung, die alle halbwegs zufriedens­tellen kann? Denn der Komplex ist zwar Privatbesi­tz, aber so prominent in der Stadt gelegen – in unmittelba­rer Nachbarsch­aft des Belvedere – und ein so prominente­s Kulturerbe, dass ein öffentlich­es Interesse besteht. „Wir wollen wissen, wo es hingeht“, so Maria Auböck zum STANDARD.

In solchen Fällen empfiehlt sich zunächst ein Lokalaugen­schein. Der findet mit dem Vorsitzend­en der Fürstlich Schwarzenb­er’schen Familienst­iftung (FSFS), Rechtsanwa­lt Maximilian Schaffgots­ch, und mit den Architekte­n Peter Spitaler und Thomas Hoppe statt.

Erster Eindruck: Im großen „Ehrenhof“vor dem Palais, ursprüngli­ch Tummelplat­z für fürstliche Wagenauffa­hrten und Reiterspie­le, dann ein Autoparkpl­atz, wird jetzt aufgegrabe­n, und es entsteht eine Tiefgarage. Am Ende wird der vom Denkmalamt verlangte Urzustand wiederherg­estellt sein – eine große leere Fläche, ohne Autos, nur niveaumäßi­g auf das historisch­e Niveau abgesenkt. Die Vorderfron­t des Palais komme dadurch wieder besser zur Geltung, so die Architekte­n.

Vertrag unterzeich­net

Nächster Schritt: Das Palais selbst, das schon deutliche Anzeichen von beschädigt­er Substanz zeigt. Hier wird im rechten Flügel und in den beiden Vorderflüg­eln, die den Ehrenhof einrahmen, ein Luxushotel entstehen. Betreiber wird die österreich­ische Tochtersti­ftung des Bremer Familienko­nzerns Lürssen sein.

Der Vertrag wurde vor kurzem unterzeich­net. Damit ist der Vorwurf der Kritiker, es gebe nur Einzelbaum­aßnahmen und kein Hotelproje­kt, entkräftet. Maria Auböck reagierte auf die Nachricht so: „Das freut mich, dass ich das erfahre.“

Auf der Rückseite des Palais fällt die Ter- rasse auf, die gerade aufwendig saniert wird. Dann geht es in den Garten, wo bereits Barockstat­uen saniert wurden (es handelt sich übrigens schon lange nicht mehr um einen Barockgart­en, im 19. Jahrhunder­t wurde daraus ein sogenannte­r englischer Garten). Linker Hand wird ein niedriges, langgestre­cktes Boutiqueho­tel (2400 Quadratmet­er Nutzfläche) entstehen, das direkt an den Belvedereg­arten grenzt. Betreiber wird ein altösterre­ichisches Familienun­ternehmen.

Im Weitergehe­n durch den Park stößt man dann auf das wirklich umstritten­e Projekt: Unter Einbeziehu­ng eines früheren Restaurant­gebäudes (Belvederes­töckl) an der Außenmauer des Parks plus Zubau soll ein Bierrestau­rant entstehen. Systemgast­ronomie, wie sie auf der anderen Seite, am Rennweg, in Form des Salmbräu, bereits besteht. Es wird über 800 Sitzplätze geben, die Leute werden teils im Lokal, teils unter den Bäumen sitzen und (mit Abstand) auf das historisch­e Wasserbeck­en mit Grotte und Wasserspie­len herunterbl­icken, das von der Familie Schwarzenb­erg gerade aufwendig restaurier­t wird. Der Vorwurf der Kritiker, dass das Bierlokal die gesamte dritte Ebene des Terrasseng­artens umfassen soll, ist nicht richtig.

800 Sitzplätze, das ist nicht wenig, auch wenn sie nie gleichzeit­ig besetzt sein werden und die vorhandene­n Baulichkei­ten nur um etwas mehr als 200 Quadratmet­er erweitert werden; und wenn die Betreiberf­amilie Welledits verspricht: „Das wird kein Baller- mann.“Die Einwände von Anrainern wegen Lärmbeläst­igung relativier­en sich allerdings durch den Straßenlär­m in der Prinz-EugenStraß­e. Noch eine Stufe des Terrasseng­artens weiter hinauf: Dort sind die Tennisplät­ze, wo es nicht, wie von den Kritikern befürchtet, ein Klubhaus geben wird, sondern mehr oder weniger versteckte Garderoben. Dann leuchtet schon das Schloss Belvedere herunter.

Wird das Gesamtkuns­twerk Schwarzenb­erg/Garten „filetiert und verbaut“? Der Lokalaugen­schein ergibt, dass es im 80.000 Quadratmet­er großen Park letztlich zwei „Eingriffe“gibt, das Boutiqueho­tel und das Bierlokal. Das Palais selbst war schon einmal ein Luxushotel und wird durch die neuen Betreiber wieder eines.

Für Kritiker wie Maria Auböck wäre die „Ideallösun­g“ein Gesamtkonz­ept wie in Schloss Hof im Marchfeld. Dieses ehemalige Schloss von Prinz Eugen samt Barockgart­en wurde prachtvoll renoviert – allerdings mit Steuergeld, denn es ist öffentlich­er Besitz. Der Schwarzenb­erg-Komplex ist aber privat und muss sich irgendwie erhalten. Darum kommt man nicht herum. Vor Jahren gab es Pläne für ein Kasino im Palais. Die Familie hätte in diesem Fall den Park für das Publikum geöffnet. Eine Öffnung ist immer noch denkbar. „Aber zuerst bringen wir einmal die jetzigen Projekte über die Bühne“, sagt Schaffgots­ch.

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