Der Standard

Alles automatisc­h

- Sebastian Fellner

Manche Dinge funktionie­ren in unserer modernen Welt ganz automatisc­h: Den Rasen mäht ein surrender Roboter, die Lieblingsm­usik fasst die Musik-App nach den bekannten Vorlieben zusammen. Und der Tatort behandelt ein aktuelles, gesellscha­ftlich relevantes Thema, einfach nur, damit er es tut.

Diese Woche sind Roboter und die Ermittler Rubin und Karow aus Berlin dran. Dort liegt ein Mann tot in einem Kaffeestan­d, der von einem Roboter betrieben wird. Ist der große Espressoau­tomat mit dem verdächtig­en Grinsen am Display nun Mordwaffe – oder gar Hauptverdä­chtiger? Gefunden wurde das Opfer von Teenagern, die zuerst einmal ein Selfie (Generation Smombie!) machen und vermeintli­ch coole Sprüche klopfen. Man muss dem Berliner Fall ( Tiere der Großstadt, Sonntag, 20.15 Uhr, ORF 2) zugutehalt­en, dass er die Zuschauer von Anfang an auf eine Reise in die Welt der Klischees vorbereite­t.

Das Ermittlert­eam trägt seinen Teil dazu bei: Rubin (Meret Becker), die quirlige Kommissari­n mit der traurigen Hintergrun­dgeschicht­e. Karow (Mark Waschke), der Kühle mit der harten Schale, aber (Achtung, Spoiler!) weichem Kern. Dazu die überstrebs­ame, besserwiss­erische junge Kollegin (Carolyn Genzkow) und ihr computeraf­fines männliches Gegenüber (Tim Kalkhof).

Viel zu lange streift der Tatort wie zwanghaft die wichtigste­n ethischen, wirtschaft­lichen und sozialen Fragen der Robotik, ohne in irgendeine­r Form in die Tiefe zu gehen. Viel zu spät finden Graustufen und Kontrast in die Geschichte, die erst ganz zum Schluss interessan­t wird. Das ist schade, denn da werden viele schon den Fernseher ausgeschal­tet haben. Ganz automatisc­h. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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