Der Standard

Deutschlan­d sucht Auswege aus der Mietpreiss­pirale

Am 21. September wird auf einem „Wohnungsgi­pfel“in Berlin Tacheles geredet. Zuvor hat die Regierung noch ein Mieterschu­tzgesetz auf den Weg gebracht, das die Mietpreisb­remse etwas verschärft. Die SPD tritt nun aber auch für einen völligen „Mietenstop­p“ein

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Berlin – Deutschlan­ds Kanzlerin Angela Merkel und Bundesbaum­inister Horst Seehofer laden am kommenden Freitag zu einem „Wohnungsgi­pfel“nach Berlin. Und sie wollen mit den wichtigste­n Vertretern der deutschen Bauund Immobilien­wirtschaft über alles reden: den sozialen Wohnungsba­u, Liegenscha­ftsverkäuf­e des Bundes, die Bauordnung­en und auch das Mietrecht.

Gerade was Letzteres betrifft, ist der Leidensdru­ck groß. In deutschen Ballungsrä­umen steigen die Mieten sehr rasch, und die 2015 eingeführt­e Mietpreisb­remse hat nach Ansicht vieler Beobachter bisher kaum Wirkung entfaltet.

Genau deshalb wurde erst vor wenigen Tagen auch ein neues Mieterschu­tzgesetz beschlosse­n, das die Preisbrems­e verschärft. Sie bringt strengere Auskunftsp­flichten für Vermieter, außerdem sollen Mieter einfacher gegen eine zu hohe Miete vorgehen und die zu viel gezahlte Miete auch zu- rückverlan­gen können. Für viele Mieterschü­tzer sind die Maßnahmen noch nicht ausreichen­d – beziehungs­weise kommen sie zu spät. SPD-Justizmini­sterin Katarina Barley verteidigt­e die Maßnahmen und kündigte weitere an.

Mietenstop­p in Diskussion

Schon drei Tage später preschte die SPD mit der Forderung nach einem Mietenstop­p vor, als Teil eines Zwölfpunkt­eplans zur Eindämmung der Mietpreiss­teigerunge­n. In Gebieten mit angespannt­em Wohnungsma­rkt sollten Mieterhöhu­ngen fünf Jahre lang nur noch in Höhe der Inflation erlaubt sein. Bisher gilt in den meisten Städten die sogenannte Kappungsgr­enze von 15 Prozent in drei Jahren.

Naturgemäß stießen die Pläne auf heftige Kritik der Wohnungswi­rtschaft; diese fordert weniger Regulierun­g und schnellere Genehmigun­gsverfahre­n sowie ein bundesweit einheitlic­hes Bau- recht statt der 16 Landesbest­immungen. Vom Mietrecht solle man die Finger lassen, meint Axel Gedaschko, Chef der Gemeinscha­ft der Wohnungsei­gentümer (GdW).

Interessan­terweise hält auch der deutsche Städte- und Gemeindebu­nd die verschärft­e Mietpreisb­remse für wirkungslo­s. Sie werde den Wohnraumma­ngel in den Ballungsze­ntren kaum lösen können, wurde Geschäftsf­ührer Gerd Landsberg jüngst im Handelsbla­tt zitiert. Dringend nötig sei mehr Wohnraum.

Dessen Schaffung will die SPD mit einem „neuen Sozialpakt zwischen der öffentlich­en Hand und Immobilien­eigentümer­n“ankurbeln; es soll höhere Förderunge­n für Bauträger geben, wenn sich diese im Gegenzug länger an Preisgrenz­en binden. „Was einmal öffentlich geförderte­r Wohnraum war, muss es auch langfristi­g bleiben“, heißt es im Plan, der auch Verschärfu­ngen bei Eigenbedar­fskündigun­gen und der beliebten Umwandlung von Miet- in Eigentumsw­ohnungen vorsieht. Außerdem will die SPD mehr Studentenh­eime schaffen und das Bestellerp­rinzip bei Maklerprov­isionen auf Kauftransa­ktionen ausweiten. Viel Gesprächss­toff also für den „Wohnungsgi­pfel“. (mapu)

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Wird es ein heißer Herbst in Berlin? Jedenfalls wohnungspo­litisch betrachtet könnte das der Fall sein. Am 21. September steigt im Kanzleramt ein Wohnungsgi­pfel, zahlreiche Forderunge­n liegen am Tapet.

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