Der Standard

Soll die Mittelschi­cht stärker entlastet werden?

Die Regierung feiert den Familienbo­nus als größte Entlastung ihrer Art. Endlich werde der Mittelschi­cht auch zurückgege­ben, statt sie als Systemerha­lter zu schröpfen, so das Argument. Ist da etwas dran?

- Andreas Schnauder, Leopold Stefan

Bei Österreich­s Vollzeitbe­schäftigte­n und kleinen Selbststän­digen geht die Sorge um, dass sie Krankenhäu­ser, Pensionen und Sozialleis­tungen für Ärmere finanziere­n, während die Reichen ihr Vermögen steuerscho­nend bunkern. Die türkis-blaue Koalition verspricht daher, die Mittelschi­cht zu entlasten.

Der ab 2019 wirkende Familienbo­nus ist dabei das Vorzeigepr­ojekt. Rund 950.000 Familien erhalten eine Steuerguts­chrift von bis zu 1500 Euro pro Jahr und Kind. Wer monatlich rund 1400 Euro netto verdient, erhält pro Kind etwas mehr als ein volles Monatsgeha­lt dazu. Auf bis zu 1,5 Milliarden Euro verzichtet der Fiskus dadurch. Außerdem senkte die Regierung die Beiträge zur Arbeitslos­enversiche­rung, so profitiere­n auch Kinderlose.

Die Frage stellt sich jedoch, wer zur Mittelschi­cht zählt. Laut der Industries­taatenorga­nisation OECD besteht die Mittelschi­cht aus den mittleren sechs Einkommens­zehnteln. So technisch und vor allem breit dürfte die Regierung nicht rechnen. Aus ihren Vorhaben geht vor allem hervor, wo die Mittelschi­cht anfängt: Wer Einkommen versteuert, ist dabei.

Damit sind nicht alle einverstan­den. Laut Opposition begünstige­n die türkisblau­en Maßnahmen zu sehr Besserverd­iener, um als Entlastung der breiten Mitte durchzugeh­en.

Die Regierung betont hingegen, dass sie vor allem jenen zurückgebe­n kann, denen vorher genommen wurde. Das stimmt zweifellos. Aber es stellt sich die Frage: Zahlt die Mittelschi­cht überpropor­tional in das System ein? Soll sie dringend entlastet werden?

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