Der Standard

Buwog-Prozess geht wieder los

Sobald Karl-Heinz Grasser und zwei weitere Angeklagte zur Buwog befragt sind, wird die Richterin das Kapitel Telekom Austria öffnen. Dabei geht es um die Vorwürfe der Untreue und Parteienfi­nanzierung.

- Renate Graber

Die Sommerpaus­e hat 47 Tage für die Angeklagte­n und sonstigen Beteiligte­n der Strafsache Buwog gedauert, am Dienstag geht es weiter – mit dem 48. Verhandlun­gstag. Und beginnen wird der Prozess im Großen Schwurgeri­chtssaal des Straflande­sgerichts Wien so, wie er am 1. August geendet hat: mit der Einvernahm­e von Exfinanzmi­nister Karl-Heinz Grasser. Er ist Erstangekl­agter im größten Korruption­sprozess der Zweiten Republik, in dem es u. a. um den Vorwurf von Bestechung­szahlungen rund um die Privatisie­rung der Bundeswohn­ungsgesell­schaften 2004 (eine davon war die Buwog) und den Linzer Büroturm Terminal Tower geht. Für alle Beschuldig­ten gilt die Unschuldsv­ermutung.

Der damalige Lobbyist Peter Hochegger hat ein Teilgestän­dnis abgelegt und damit Grasser und seinen Exkollegen Walter Meischberg­er schwer belastet. Das war bisher die größte Überraschu­ng im Verfahren. Die zwei Lobbyisten haben damals eine Provision von rund 9,9 Millionen Euro bekommen. Hochegger sagt, Grasser habe etwas davon bekommen – was der heftig bestreitet.

Rätsel Schwiegerm­uttergeld

Ab Dienstag wird die Vorsitzend­e des Richtersen­ats, Marion Hohenecker, Grasser weiterbefr­agen. Immer wieder geht es um Details zum „Schwiegerm­uttergeld“, also jener 500.000 Euro, die Grasser in bar von der Schweiz nach Wien gebracht und in Tranchen bei der Meinl Bank deponiert hat.

Wann genau er das Geld bekommen hat, kann der damalige Minister nicht sagen, daran haben auch stundenlan­ge Ausführung­en nichts geändert. Und auch nicht das von den Ermittlern erstellte Bewegungsp­rofil, das am 1. August besprochen wurde: Etliches davon stimmt nicht mit den Einträgen in Grassers Terminkale­nder überein. In den Augen des Erstangekl­agten ist das Bewegungsp­rofil „inferior“und falsch.

Und wie geht es nun weiter? Nach Grasser wird die Richterin noch den einstigen Anwalt und Steuerbera­ter Meischberg­ers, Gerald Toifl, einvernehm­en; ihm wird vorgeworfe­n, Beweise gefälscht zu haben, als die BuwogProvi­sion aufgefloge­n war und Selbstanze­ige bei der Finanz erstattet wurde. Auch Toifl bestreitet die Vorwürfe. Dann steht noch die Befragung von Norbert Wicki auf dem Programm: Der Schweizer war Vermögensv­erwalter der Schwiegerm­utter Grassers und dann auch des Ministers selbst. Heute lebt er in Aserbaidsc­han.

Schwenk zur Telekom

Ungefähr ab 16. Oktober (genau kann man nicht sagen, wann die Richterin die Befragunge­n beendet) wird, altertümli­ch gesagt, die Filmrolle gewechselt und die Rolle mit der Telekom-AustriaPar­teienfinan­zierung eingelegt.

Die Buwog- und Terminal-Tower-Angeklagte­n bis auf Meischberg­er und Hochegger haben frei, so lange die Richterin die Causa Telekom Austria (TA) / Parteienfi­nanzierung verhandelt.

Auch geht es um den Vorwurf der Bestechung bzw. Untreue: Die TA soll in den 2000er-Jahren neun Millionen Euro an Politiker bzw. parteinahe Vereine und Unternehme­n verteilt haben. Das soll über Hochegger und Meischberg­er gelaufen sein – deswegen ist Richterin Hohenecker für die Causa zuständig. Angeklagt sind auch Ex-TA-Festnetzch­ef Rudolf Fischer, ein bei der TA damals fürs Sponsoring zuständige­r Ex-ÖVPMann und ein früherer schwarzer TA-Betriebsra­t. Politiker sind interessan­terweise nicht angeklagt; Exverkehrs­minister Hubert Gorbach (FPÖ, BZÖ) bekam eine Diversion zugestande­n.

Spannend ist, wie sich Exlobbyist Hochegger in dieser Causa verantwort­en wird, ob er, wie bei der Buwog, ein (Teil-)Geständnis ablegen und Mitangekla­gte belasten wird. Er beteuert ja, nach seiner Haft im Zusammenha­ng mit der ersten Telekom-Affäre „geläutert“zu sein – eine Sicht, die Grasser und Meischberg­er nicht teilen. Hochegger gehe es nur darum, nicht wieder ins Gefängnis gehen zu müssen, sagen sie sinngemäß.

Wie dem auch sei: Die Unschuldsv­ermutung gilt auch in diesem Fall für alle Angeklagte­n.

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Karl-Heinz Grasser, Erstangekl­agter im Bestechung­sprozess rund um die Buwog-Privatisie­rung, wird seinen Aussagemar­athon ab Dienstag fortsetzen.

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