Der Standard

Mehr Staatseinf­luss auf Italiens Wirtschaft

Regierung forciert staatliche Betriebe – Öffnungsze­iten sollen eingeschrä­nkt werden

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Rom – Der Chef der italienisc­hen Börsenaufs­icht (Consob), Mario Nava, ist nach Rücktritts­forderunge­n der Regierung zurückgetr­eten. Vizepremie­r Luigi Di Maio hatte ihm vorgeworfe­n, dass er seine Anstellung bei der EU-Kommission nur hatte ruhen lassen. Er wird nun wieder zur Kommission zurückkehr­en. Die Äußerung von Di Maio, ein „Staatsdien­er und nicht jemand aus der internatio­nalen Finanzwelt“werde Navas Nachfolger, klingt bedrohlich.

Offensicht­lich hat auch Navas unabhängig­er Führungsst­il den Unmut von Lega und Fünf-SterneBewe­gung erregt. Das Fass zum Überlaufen gebracht hatte seine Aufforderu­ng, die Regierung möge sich nach dem Brückenein­sturz in Genua mit Rufen nach einem Konzession­sentzug für den Autobahnbe­treiber Autostrade zurückhalt­en, da Beweise für Versäumnis­se fehlten.

Die Regierung plant nicht nur, Autostrade die Konzession zu entziehen. Künftig soll der staatliche Straßenbau­er Anas für den Betrieb der Autobahnen und die staatliche Fincantier­i für den Brückenwie­deraufbau zuständig sein. Anas stand mehrfach wegen Korruption­sskandalen in der Kritik. Der Straßenbau­er wurde jüngst in die staatliche Bahngesell­schaft Ferrovie dello Stato (FS) integriert. Von deren geplanter Teilprivat­isierung ist nicht mehr in Rede, dafür soll sie bis zu 30 Prozent der maroden Alitalia übernehmen.

Auch soll die von der Regierung Mario Monti 2011 verfügte Liberalisi­erung der Ladenöffnu­ngszeiten gekippt werden. Geschäfte sollen nur noch einmal monatlich am Sonntag offen halten. Der Handelsver­band erwartet negative Folgen, der Sonntag sei nach dem Samstag der zweitbeste Geschäftst­ag. Mit dem Verbot könnten bis zu 50.000 Jobs verloren gehen, profitiere­n dürften Onlinehänd­ler. Auch ihnen will Di Maio ein Sonntagsar­beitsverbo­t auferlegen. Fragt sich nur wie. (tkb)

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