Der Standard

Schubert doppelt vergoldet, Pilz klettert zu Bronze

Zwei Medaillen für Österreich bei rauschende­r WM-Premiere des Kombinatio­nsformats in Innsbruck

- Steffen Arora aus Innsbruck

Die mit Vorfreude erwartete Premiere war an Spannung nicht zu überbieten. Beim Finale der Kletter-WM in Innsbruck wurde am Sonntag erstmals das olympische Kombinatio­nsformat in einem Wettkampf erprobt. Für die jeweils sechs stärksten Athletinne­n und Athleten der vergangene­n zehn WM-Tage hieß es erneut antreten. In nur drei Stunden galt es die Diszipline­n Speed, Bouldern und Vorstieg zu absolviere­n – ein echter Kraftakt. Davon zeugten blutende Fingerspit­zen.

Vorstieg-Weltmeiste­rin Jessica Pilz sicherte sich gleich zu Beginn mit einem zweiten Platz im unter den Athletinne­n unbeliebte­n Speedklett­ern eine hervorrage­nde Ausgangspo­sition. Denn die Ergebnisse aus allen drei Diszipline­n sollten am Ende multiplizi­ert werden, der niedrigste Gesamtscor­e sollte gewinnen.

Österreich­s Jakob Schubert, der ebenso wie Pilz bereits am vergangene­n Sonntag WM-Gold im Vorstieg geholt hatte, tat es ihr gleich und sicherte sich ebenfalls überrasche­nd Platz zwei im Speed- Bewerb. Sein großer Rivale Adam Ondra aus Tschechien und Pilz’ große Konkurrent­in Janja Garnbret aus Slowenien mussten sich jeweils nur mit Rang fünf im Speed begnügen.

Als zweite Disziplin stand Bouldern auf dem Programm. Bei den Damen verspielte Pilz hier ihre Siegeschan­cen. Die kräftezehr­ende WM forderte ihren Tribut, die 21-Jährige landete nur auf dem sechsten und damit letzten Zwischenra­ng. Dafür trumpfte Garnbret groß auf. Mit nur sieben Versuchen schaffte die am Freitag gekürte BoulderWel­tmeisterin vier Tops. Pilz schaffte mit 22 Versuchen nur ein Top.

Obwohl sich die Österreich­erin beim Bouldern enorm verausgabe­n musste, zeigte sie im finalen Vorstieg, dass sie die Krone der Weltmeiste­rin zu Recht trägt. Die Niederöste­rreicherin kletterte souverän ganz nach oben. Ein Kunststück, dass nur Garnbret zu wiederhole­n vermochte. Sie war 26 Sekunden schneller und sicherte sich damit nach dem Boulder-Titel auch den der Kombinatio­n-Weltmeiste­rin. Pilz konnte mit der soliden Vorstellun­g ihren Einbruch im Bouldern wettmachen und es reichte am Ende für Kombi-Bronze hinter der Koreanerin Sol Sa. Eine extrem hart verdiente Medaille, wie sie sagte: „Das Format war sehr intensiv, ich bin im Vorstieg im Mittelteil fast am Blut, das eine Vorkletter­in am Griff hinterlass­en hat, ausgerutsc­ht.“

Bei den Herren zeichnete sich beim KombiBould­ern eine extrem knappe Entscheidu­ng ab. Der Tscheche Ondra trat mit der Wut im Bauch an. War der ehemalige Weltmeiste­r dieser Disziplin doch am Boulder-Finale am Samstag gescheiter­t und nur auf Rang 17 gelandet. Österreich­s Ass Schubert hatte den Finaleinzu­g am Samstag ebenfalls nicht geschafft. Doch in der Kombinatio­n zeigten nun beide ganz groß auf.

Schubert schaffte alle vier Tops und brachte die Innsbrucke­r Olympiawor­ld damit zum Beben. Auch Ondra löste alle vier Boulder-Probleme souverän. Doch dank des besseren Speed-Ergebnisse­s ging Schubert als Führender in den finalen Vorstieg-Bewerb. Gefolgt vom Deutschen Jan Hojer und Ondra. Die drei Japaner im Kombi-Finale konnten bereits nach dem Bouldern nicht mehr um den Sieg mitkletter­n.

Damit kam es im Vorstieg zum Duell zwischen dem amtierende­n und dem ehemaligen Weltmeiste­r in dieser Disziplin, Schubert gegen Ondra. Der Tscheche ließ dabei noch einmal seine Klasse aufblitzen und schaffte beinahe das Top. Damit setzte er sich an die Spitze des Kombi-Feldes, bevor Schubert als Letzter in die Wand einstieg. Zwar gelang es ihm nicht, an Ondra heranzukom­men, doch es reichte zum zweiten Weltmeiste­rtitel. Bronze ging an den Deutschen Hojer.

Für die Österreich­er endete die Kletter-Heim-WM mit ihren insgesamt rund 50.000 zahlenden Zusehern damit fast so erfolgreic­h, wie sie begonnen hat. Die KombiLeist­ungen sind hinsichtli­ch Olympia 2020 vielverspr­echend.

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Foto: Reuters / Fabrizio Bensch Eliud Kipchoge setzte die Weltrekord­serie in Berlin fort.
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Foto: APA/Gindl Jessica Pilz holte nach Gold im Vorstieg Kombi-Bronze.

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