Kopf des Tages
Regierung plant neues ORF- Gesetz – ÖVP- Stiftungsrat mit Aufgabenliste – SPÖ-Rat fragt nach Showflops
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Wien – Ein neues ORF-Gesetz haben sich ÖVP und FPÖ für die nächsten Monate vorgenommen, mit einem neuen Vorstand für Österreichs größtes Medienunternehmen und womöglich auch auf Sicht ohne oder mit weniger GISGebühren. Diese Woche eröffnet das wichtigste Gremium des öffentlich-rechtlichen Rundfunks die neue, wohl bewegte ORF-Saison. Da meldet sich Thomas Zach, der Sprecher des ÖVP-nahen „Freundeskreises“im Stiftungsrat, mit einer To-do-Liste für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
„Der ORF hat einen gut trainierten Beharrungsmuskel“, sagt Zach im Gespräch mit dem STANDARD. „Jetzt ist es hoch an der Zeit, den Bewegungsmuskel zu trainieren.“Zachs Trainingsempfehlungen für den ORF sind sein jüngstes Bild für eine Reihe von Aufgaben, an die er die ORF-Führung und insbesondere den amtierenden ORF-Chef teils seit langem regelmäßig erinnert.
Das 303 Millionen Euro teure Sanierungs- und Bauprojekt ORFZentrum zum Beispiel müsse trotz Verzögerungen und Hürden im Budgetplan bleiben. Das Sparversprechen zur jüngsten Gebührenerhöhung – 300 Millionen und 300 Jobs in fünf Jahren weniger – sei einzuhalten, die Quote „so schnell wie möglich“zu steigern. Das gesamte Haus müsse die neuen Senderchefs von ORF 1 und ORF 2 – Lisa Totzauer und Alexander Hofer – dabei unterstützen. Mehr Regionalprogramm steht auf der To-do-Liste, etwa ein Magazin der Landesstudios am Samstag oder Sonntag und tägliche Kurznachrichten der Länder vor der ZiB 2, Arbeitstitel 10 vor 10. Und: Der ORF insgesamt sei auf digitale Angebote auszurichten, sagt Zach und spricht da auch von Neuerfindung des ORF.
Journalistische Beharrung
Die Kraft des ORF im „Beharrungsmuskel“ist durchaus wesentlich, sagt Zach – und verweist auf Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit der ORF-Journalisten. Eine „Qualitätsoffensive“wünscht er sich dennoch, wie sie ORF-General Alexander Wrabetz im Juni angekündigt hat. Die Kraft des ORF im „Beharrungsmuskel“ist durchaus wesentlich, sagt Zach – und verweist auf Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit der ORF-Journalisten. Eine „Qualitätsoffensive“wünscht er sich dennoch, wie sie ORF-General Wrabetz im Juni angekündigt hat. Nun rät er ORF- Mitarbeitern in Sachen „Qualitätsoffensive“, doch häufiger in die geltenden Programmrichtlinien zu schauen, die etwa Anforderungen an Berichterstattung, Sachanalysen und Meinungskommentare schon recht ausführlich regelten. Wrabetz hat nach Kritik etwa des heutigen Stiftungsratschefs Norbert Steger (FPÖ) angekündigt, Bericht und Kommentar klarer zu trennen.
Zachs aktuelle Medienoffensive von News bis Kurier weckte im ORF auch unter Bürgerlichen Spekulationen, der Unternehmensberater wolle womöglich selbst in einen künftigen ORF-Vorstand. Der frühere Vorstand der Staatsdruckerei verneint das: „Ich möchte etwas bewegen. Aber ausschließlich auch künftig als Stiftungsrat.“
Ein Entwurf für ein gründlich neues ORF-Gesetz wird gegen Jahresende oder Anfang 2019 erwartet. Spätestens das soll einen ORFVorstand vorsehen; die FPÖ wünscht sich zudem eine Reduk- tion der GIS-Gebühren, Thema war auch die Budgetfinanzierung des ORF statt der Programmentgelte. Der Stiftungsrat will diese Woche auch die ORF-Vorstellungen für ein neues Gesetz hören und diskutieren.
Aufklärung über Showflops
Was hat den ORF Zur Hölle damit? gekostet? Was Meine Mama kocht besser als deine? Beide neuen Shows wurden im Frühjahr aus Quotenmangel rasch aus dem Hauptabend in die Nacht verräumt. Und was kostete den ORF die beworbene, aber nie gesendete Heimwerker- Hammershow mit Mirjam Weichselbraun? Das will ORF-Stiftungsrat Heinz Lederer diese Woche von der ORF-Führung wissen – und was mit diesen Formaten passiert. „Es kann nicht sein, dass man diese Sendungen sang- und klanglos verschrottet“, sagt Lederer im Gespräch mit dem STANDARD. Im Stiftungsrat und seinen Ausschüssen verlangt er diese Woche Aufklärung über die Kosten und den Verbleib der Flopformate.
Lederer drängt auch auf eine rasche Nachbesetzung des für Shows zuständigen Unterhaltungschefs – Edgar Böhm geht mit Jahresende in Pension. Für den Job wird etwa der langjährige ATV-Programmchef und -Geschäftsführer Martin Gastinger gehandelt. Lederer will diese Kolportage nicht kommentieren. Er erinnert nur: „Ich war immer für Blutauffrischung“, der ORF dürfe „nicht im eigenen Saft schmoren“. (fid)